Geburt in einer Klinik

Deine Partnerin will eine Klinik für die Geburt aussuchen und vorher besichtigen? Der Gedanke wird dir vermutlich komisch vorkommen. Wenn du dich verletzt oder du am Blinddarm operiert werden musst, bittest du doch den Chirurgen auch nicht vorher zum Vorstellungsgespräch oder schaust dir den Operationssaal an. Stimmt. Aber bei der Geburt liegt deine Partnerin nicht in einer ungeplanten Notsituation da, während alles um sie herumwuselt und die eigentliche Arbeit macht. Sie muss das Kind zur Welt bringen, alles wird sich um sie drehen und die anwesenden Fachkräfte werden sie dabei unterstützen. Stell dir das so vor, dass sie sich das Team für die Entbindung zusammenstellt und prüft, ob die örtlichen Gegebenheiten stimmig sind. Das wäre also geklärt. Und jetzt? Wann beginnt die Suche und worauf  musst auch du achten?

Die Suche nach der Klinik

Wartet nicht! Es gibt Entbindungskliniken, die sind derart beliebt, dass sie schon früh keine Schwangeren mehr annehmen, weil der Terminkalender mit angenommenen Entbindungsterminen voll ist. Das gilt besonders, wenn ihr eine Beleghebamme wollt, also eine Hebamme, die in der Klinik angestellt ist und dort auch die Geburt begleiten wird. Das ist eine gute Entscheidung!
Es gibt werdende Familien, die schon am Ende des dritten Schwangerschaftsmonats die passende Klinik suchen. Das ist früh, aber in manchen Fällen nicht zu früh. Wenn du in diesem Stadium in einer Klinik anrufst und dich erkundigst, kann es passieren, dass man dir empfiehlt, dich in acht Wochen noch einmal zu melden. Es ist aber auch möglich, dass man dir schon eine Absage erteilt, weil die Klinik entsprechend beliebt ist. Also häng dich einfach ans Telefon, ruf an und frag nach.

„Was soll ich denn da fragen“?

Nachfolgend findest du einige Vorschläge, die dir weiterhelfen, das Telefonat mit der fokussierten Entbindungsklinik zu führen.

  • Nimmt die Klinik Schwangere für den vermuteten Entbindungstermin (ET) an?
  • Gibt es dort auch Geburtsvorbereitungskurse und ist dort noch ein Platz für euch frei?
  • Gibt es Beleghebammen?
  • Betreut die Hebamme mehrere Frauen unter der Geburt gleichzeitig?
  • Ist eine Besichtigung des Kreißsaals möglich?
Es ist aber auch durchaus möglich, dass man dich auf einen der Informationsabende verweist. Den solltest du mit deiner Partnerin dann möglichst wahrnehmen. Dort kannst du dann alle Fragen stellen.

Denke an folgende Punkte!

Diese Fragen kannst du auch noch in der Klinik stellen. Solltest du aber unter Zeitdruck stehen, versuche lieber, das vorher zu klären. Termine, die umsonst waren, sind nervtötend und bringen euer Timing durcheinander.

  • Welche Routinemaßnahmen werden ergriffen? Dazu gehören Rasieren oder auch ein Einlauf. Es werden zwar immer weniger Kliniken, die so vorgehen, aber es gibt sie.
  • Welche Schmerztherapien sind möglich?
  • Wie schnell kann der Anästhesist da sein?
  • Wie weit ist die nächste Kinderklinik entfernt?
  • Wird der Säugling nach der Geburt bis zum Milcheinschuss zugefüttert?
  • Kann sich die werdende Mutter unter den Wehen frei bewegen?
  • Steht ein Kinderarzt auf Abruf bereit?
  • Gibt es eine Säuglingsintensivstation?
  • Mit wie vielen Frauen wird deine Partnerin in einem Zimmer liegen?
  • Bleibt der Säugling nach der Geburt bei der Mutter (Rooming-in) oder kommt er ins Säuglingszimmer?
  • Gibt es ein Familienzimmer (falls du nach der Geburt auch im Krankenhaus bleiben willst)?

Ein paar Zahlen der Entbindungsklinik

Frag ruhig nach statistischen Erhebungen. Dazu gehören:

  • Wie viele Kaiserschnitte gibt es in der Klinik pro Jahr?
  • Wie häufig werden Geburten eingeleitet?
  • Wie viele Dammschnitte werden durchgeführt?
  • Wie häufig erhalten Frauen eine PDA?

Geburt in einer Klinik: So viele Fragen, was soll das denn?

Fragen geben Aufschluss über Klinik-Qualität

Grundsätzlich habt ihr beiden vermutliche konkrete Vorstellungen, wie die Geburt in der Klinik verlaufen soll. Die meisten Krankenhäuser haben routinierte Abläufe und nicht immer haben Eltern ein Mitspracherecht, um die Klinikgeburt so zu gestalten, wie es Mama und Papa wünschen. Insofern im Geburtsverlauf keine Komplikationen zu erwarten sind, ist euch aber gerade das wichtig. Umso früher ihr euch über die routinemäßigen Geburtsabläufe in den unterschiedlichen Entbindungsstationen informiert, desto eher könnt ihr euch für die Klinik entscheiden, die euren Vorstellungen am besten gerecht wird.

Gerade, wenn es um Dammschnitt, Kaiserschnitt und das freie Bewegen im Kreißsaal geht, gibt es gravierende Unterschiede. Manche Kliniken haben eine signifikant höhere Kaiserschnitt-Statistik, so dass ihr davon ausgehen müsst, dass auch ohne medizinische Indikation schnell geschnitten wird, um die Geburt schnell „abzufertigen“. Eine natürliche Geburt braucht ihre Zeit, doch bei einem vollen Terminkalender der Geburtsklinik kann für eine langsame natürliche Geburt schlicht keine Zeit sein.

Bild von Entbindungsstation

Nachfragen lohnt sich: Denn die Antworten geben viel über die Qualität der Klinik preis. | Bild © AdobeStock_243646080

Besser informiert heißt auch, besser vorbereitet zu sein!

Eine Geburt kann einen Verlauf nehmen, den ihr so nicht gewollt habt. Die Ärzte übrigens auch nicht. Dann setzen natürlich Mechanismen ein, die auf euch beunruhigend wirken können, wenn du sie nicht einschätzen kannst. Je mehr du vorher weißt, desto verständlicher sind für dich die knappen Auskünfte der Ärzte, wenn es zum Ernstfall kommt. Wenn du ruhig bleibst, kannst du die werdende Mutter ebenfalls beruhigen.

Lass dir alles erklären und wenn dein Gesprächspartner mit Fachvokabular um sich wirft, weise ihn oder sie darauf hin und lass nicht locker, bis deine Fragen – für dich / euch verständlich – beantwortet sind. Ignoriere, wenn andere genervt mit den Augen rollen. Gewöhne dich lieber gleich daran, du wirst es bei den zahlreichen Elternabenden im Kindergarten und der Schule in den nächsten Jahren oft genug erleben. Es gibt Väter, die vertrauen blind darauf, was andere ihnen sagen und es gibt welche, die haken nach und bilden sich selbst eine Meinung. Da du auf diesen Seiten nachliest, gehörst du eindeutig zur zweiten Kategorie.

Zusatzversicherungen und Zuzahlungen

Wenn deine Partnerin eine Zusatzversicherung hat, solltest du das erwähnen, denn dann sind zusätzliche Leistungen von der Krankenkasse abgedeckt. Über den Umfang der Zusatzleistungen entscheidet die Krankenkasse. Das solltest du früh genug vor der Geburt in der Klinik klären. In vielen Kliniken besteht auch ohne Zusatzversicherung die Möglichkeit, weitere Leistungen auf eigene Rechnung in Anspruch zu nehmen. Erkundige dich, welche das sind?

Begleitpersonen zugelassen?

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Dass du mit in den Kreißsaal darfst, ist keine Selbstverständlichkeit. Frag auch nach, was in einem Notfall passiert. Sollte die Geburt mit einem Kaiserschnitt enden, kann es sein, dass man dich auch dann aus dem Raum schickt, wenn für eine Vollnarkose keine Zeit mehr ist und die werdende Mutter nur über das Rückenmark betäubt wird. Sie ist also wach, aber schmerzfrei.
Manche Kliniken lassen den Mann auch beim Notkaiserschnitt im Kreißsaal bleiben, damit er der Mutter beistehen kann. Theoretisch ist es möglich, dass ihr noch eine weitere Person mit in den Kreißsaal nehmt. Das muss aber vorher mit der Klinik abgesprochen werden und ist ebenfalls nicht überall erlaubt. Meist ist es eine sehr gute Freundin, die Schwester oder die Mutter. Das solltest du mit deiner Partnerin vorher gründlich besprechen.

Die Klinikbesichtigung  – dein erster Eindruck

Eigentlich sollte es Selbstverständlichkeit sein, dass eine Klinik blitzsauber ist. Sei richtig pingelig und schau in die Ecken. Wenn du öfter in Krankenhäusern bist, wirst du hervorragende Kliniken kennen – aber leider auch die anderen. Wenn alles sauber ist, stimmt meist auch der Rest. Die Instrumente sind in bestem Zustand, nichts liegt herum, das Personal trägt saubere Kittel und macht auch sonst einen hervorragenden Eindruck. Erkundige dich auch nach dem Ruf der Klinik. Irgendjemand aus deinem Umfeld wird dort bestimmt schon wegen irgendwas behandelt worden sein.

In großen Kliniken (Unikliniken) kann es durchaus unterschiedliche Meinungen über die Qualität der Klinik geben. So kann z. B. die Unfallchirurgie Gründe zur Kritik geben, während die Geburtsklinik einen tadellosen Ruf genießt – oder umgekehrt. In dem Fall höre auf die Meinungen zu den einzelnen Klinikabteilungen.

Warum die Einrichtung des Kreißsaals wichtig ist

Der Kreißsaal darf vor allem eines nicht: Einschüchtern. Ein moderner Kreißsaal ist wohnlich und geräumig. Die medizinischen Geräte sind nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen, stattdessen wirkt der Kreißsaal oftmals wie eine Mischung aus Küche, Badezimmer, Wohn- und Schlafzimmer. Klinisch sterile Geburtsräume, die nach Operationssaal aussehen, sind heute kaum noch vorhanden.

Bild von Kreißsaal

Ein moderner Kreißsaal: Eine Vorabbesichtigung kann euch bei der Klinikwahl helfen. | Bild © AdobeStock_243645686

Bei der Besichtigung wird man die Geräte aber zeigen und erklären. Ist eine Geburtswanne vorhanden, falls eine Wassergeburt angedacht ist? Gibt es Halteseile? Stehen Sitzbälle oder Geburtshocker zur Verfügung? Gibt es ein Fenster, das geöffnet werden kann? Frage an dieser Stelle noch einmal konkret, ob deine Partnerin die Position für die Geburt selbst bestimmen (wenn alles normal und ohne Komplikationen verläuft) und ob sie sich im Kreißsaal bewegen darf.

Ein wichtiger Tipp für Dich

Deine Partnerin wird vermutlich eine Klinik favorisieren, weil sie ihr empfohlen wurde. Jetzt ein ganz wichtiger Tipp für Dich: Achte darauf, dass die Klinik gut und vor allem schnell erreichbar ist. Wenn die Topklinik 45 Minuten entfernt ist und das Kind dann noch entscheidet, zur Welt zu kommen, wenn der Berufsverkehr die Straßen verstopft, hast du am Tag X nichts zu lachen.
Eine Frau mit Wehen sitzt nicht ruhig auf dem Beifahrersitz. Die sitzende Haltung im ruckelnden Auto ist für sie zusätzlich schmerzhaft und bei starken Wehen auch nicht mehr auszuhalten. Bedenke auch die Möglichkeit einer Frühgeburt. Fahr also die Strecke einmal ab, falls du sie nicht kennst, überlege dir alternative Routen und dränge im Zweifel auf eine Klinik, die näher liegt.

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