Um Vater zu werden, gibt es nicht nur die eine klassische Möglichkeit. Viele Männer entscheiden sich auch, als Samenspender zu agieren und auf diese Weise Nachfahren zu zeugen.
Wie das Samenspenden im Detail funktioniert und welche Beweggründe dahinter stecken, wissen jedoch die meisten Menschen nicht. Der folgende Artikel erklärt daher, welche Gründe für das Spenden von Samen sprechen können, wer als Samenspender in Frage kommt und welche Vorteile es für Männer bietet.
Fremden Kinderwünsche erfüllen: Die Motivation für die Samenspende
Viele Männer spenden ihre Samen nicht vorrangig aus finanziellen Gründen. In einem herkömmlichen Job würden sie schließlich wesentlich besser verdienen. Pro Samenspende erhalten die Spender eine Aufwandsentschädigung. Diese liegt durchschnittlich bei 60 Euro.
Dennoch treffen heute immer wieder Männer die Entscheidung, Samenspender zu werden. Oft erhalten sie die Anregung dazu aus ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis. Wird bei einem Freund beispielsweise eine Zeugungsunfähigkeit festgestellt, wendet sich das betroffene Paar vielleicht an seine männlichen Freunde, um einen geeigneten Samenspender zu finden.
Allerdings würde es für viele Samenspender ein echtes No-Go darstellen, ihr eigenes Kind in ihrer direkten Umgebung zu wissen und dieses beim Aufwachsen beobachten zu können. Anders sieht es jedoch aus, wenn die Samen an Familien oder alleinstehende Frauen gespendet werden, die vollkommen unbekannt sind.
Das Samenspenden stellt für diese oft die letzte Möglichkeit dar, um Hilfe bei der Realisierung ihres Kinderwunsches zu erhalten. Dies ist für viele Samenspender auch die Hauptmotivation: Sie empfinden es als sinnvolle Tätigkeit, anderen Menschen mit ihrer Zeugungsfähigkeit zu helfen. Ist der männliche Part nicht selbst dazu fähig, Kinder zu zeugen oder liegt bei ihm vielleicht eine schwerwiegende Erbkrankheit vor, wenden sich viele Paare an eine Samenbank. Daneben erhalten durch sie lesbische Paare oder alleinstehende Frauen die Möglichkeit, eine Familie zu gründen.
Müssen Samenspender bestimmte Voraussetzungen erfüllen?
Die Statistiken einer großen Samenbank zeigen, dass sich die Spender in einem Alter zwischen 18 und 45 Jahren befinden. Somit wird die gesellschaftliche Vielfalt in den Samenspenden widergespiegelt. Dies gilt auch für ihre soziale Schicht. Die Jobs, divers.
Dennoch teilen alle von ihnen eine große Gemeinsamkeit: Sie erfreuen sich auf mentaler und physischer Ebene bester Gesundheit. Dazu finden im Vorfeld zahlreiche Untersuchungen statt. Diejenigen, die sich dafür interessieren, selbst Samen zu spenden, erhalten somit gleichzeitig wertvolle und sehr ausführliche Informationen über ihren Gesundheitszustand.
Beispielsweise wird im Zuge der gesundheitlichen Untersuchung auch eine Familienanamnese durchgeführt. Dabei wird überprüft, ob in der Familie bestimmte Krankheiten vorliegen. Auch die Gene, welche die vier autosomal rezessiven Erkrankungen tragen, die am weitesten verbreitet sind, werden genauestens durch einen Genetiker untersucht. Diese würden nämlich bei dem Kind in Erscheinung treten, falls die gleichen Krankheiten auch in den Erbinformationen der genetischen Mutter angelegt sind. Ein Beispiel für eine solche Erkrankung stellt die Mukoviszidose dar.
Darüber hinaus werden noch einige allgemeinmedizinische Untersuchungen durchgeführt. Es findet eine Überprüfung der Blutwerte statt, vor allem in Hinblick auf Hepatitis oder HIV. Bei Bedarf stellen sich die potentiellen Samenspender auch bei einem Psychologen, einem Kardiologen und einem Dermatologen vor.
Welche Männer sind als Samenspender geeignet?
Um Samenspender zu werden, wird im ersten Schritt natürlich das Sperma untersucht. Dabei wird geprüft, ob die Spermien der sogenannten Spenderqualität entsprechen.
Die Samenprobe wird dafür gewaschen, auf eine Temperatur von minus 196 Grad Celsius heruntergekühlt und im Anschluss aufgetaut. Dies ist nötig, da die Spermien des Spenders im Zuge der Einlagerung ebenfalls eingefroren werden. Entscheidet sich eine Frau für die Spende, muss schließlich sichergestellt sein, dass die Qualität der Spermien durch das Tiefkühlen nicht beeinträchtigt wird.
Die aufgetauten Spermien werden dann noch genauestens unter dem Mikroskop begutachtet. Das Augenmerk liegt dabei vor allem auf ihrer Mobilität und ihrer Menge. Diesen Qualitätstest besteht lediglich eine von 20 Proben. Falls der Test der Spermien jedoch erfolgreich verläuft, kann der potentielle Spender das medizinische Testverfahren durchlaufen.
Der Ablauf einer Samenspende
Sollten die Spermien eine gute Qualität aufweisen und auch der Gesundheitszustand des Spenders hält den vielen Untersuchungen und Tests stand, hat sich der Mann offiziell als möglicher Samenspender qualifiziert.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Samenbank erfolgt dann die Erstellung eines anonymen Profils, welches von den noch kinderlosen, interessierten Paaren und den potentiellen biologischen Müttern online eingesehen werden kann.
Dieses Profil enthält zum Beispiel die ethnische Herkunft des Spenders, seine physischen Merkmale, seinen Beruf, seine charakterlichen Eigenschaften, seine Hobbys und auch die medizinische Historie seiner Familie. Darüber hinaus wird dem Profil auch ein Foto des Spenders hinzugefügt − allerdings im Babyalter. Zudem besteht bei vielen Samenbanken heute die Möglichkeit, eine persönliche Sprachnachricht für die potentiellen Eltern des Kindes aufzunehmen. In dieser werden die persönlichen Beweggründe zur Samenspende näher erläutert.
Um die Samen letztendlich zu spenden, müssen die Männer regelmäßig die Samenbank aufsuchen. In der Regel finden die Besuche über ein Jahr lang mindestens einmal wöchentlich statt. Möglich sind jedoch auch häufigere Spenden. Zwischen den einzelnen Spermienabgaben sollten jedoch mindestens 48 Stunden liegen.
Erblickt dann ein Kind das Licht der Welt, welches aus der eigenen Samenspende stammt, erhält der biologische Vater darüber eine Mitteilung. Versendet wird diese durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Einige Samenbanken legen jedoch für ihre Spender spezielle Quoten fest. Diese geben vor, wie viele Familien höchstens eine Spende des gleichen Samenspenders erhalten dürfen.
Haben die Samenspender rechtliche Ansprüche?
In Deutschland gilt seit dem Jahr 2018 das aktuelle Samenspenderregistergesetz. Dieses besagt, dass den Kindern das Recht zukommt, über ihre Abstammung Kenntnis zu erhalten. Daneben stellt es den Spender jedoch von allen erdenklichen Ansprüchen im Hinblick auf Erb-, Unterhalts- oder Sorgerecht frei.
Ab einem Alter von 16 Jahren können Nachkommen, die durch eine Samenspende im Rahmen einer künstlichen Befruchtung gezeigt werden, die Kontaktdaten ihres biologischen Vaters über das BfArM in Erfahrung bringen. Die Samenbanken sind demnach dazu verpflichtet, die persönlichen Daten des Spenders an das BfArM zu übermitteln. Im Vorfeld der Spende muss der Samenspender dazu jedoch sein explizites Einverständnis erteilen.
Im Gegensatz zu dem Kind hat der Vater im Übrigen kein Recht darauf, Informationen über seine Nachkommen zu erhalten. Dafür ist er jedoch auch frei von sämtlichen Verpflichtungen.
Die finanziellen Aspekte des Samenspendens
In der Regel erhalten die Samenspender pro abgegebener Spende eine Aufwandsentschädigung im Bereich von 40 bis 80 Euro. Pro Monat können sie mit dem Spenden ihrer Samen somit rund 160 bis 560 Euro verdienen.
Die Samenbank verkauft die Spermien ihrer Spender an alleinstehende Frauen oder Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Aus einer finanziellen Perspektive betrachtet, profitiert somit die Samenbank von dem Geschäft am meisten. Diese erhält für eine Spende mit bis zu 10 Millionen Spermien circa 700 Euro.
Reich wird somit von der Spende des eigenen Spermas kein Mann. Allerdings ist dies, wie anfangs bereits erwähnt, für den Großteil der Männer auch nicht die hauptsächliche Motivation. In Deutschland bleibt nahezu jedes zehnte Paar ungewollt ohne Nachwuchs.
Durch die gespendeten Spermien erhalten diese Menschen eine enorm große Hilfe dabei, ihren Traum von einem Kind zu erfüllen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die umfassende Prüfung der eigenen Gesundheit, die mit der Samenspende einhergeht. Dieser kann auch für die eigene Familienplanung Zuversicht und Sicherheit liefern.
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