Abortion – Schwangerschaftsabbruch

Von einer Fehlgeburt wird gesprochen, wenn eine Schwangerschaft endet, bevor das Kind lebensfähig ist. Medizinisch gesehen, gilt ein Baby nach der 23. Schwangerschaftswoche und ab 500 Gramm Geburtsgewicht als lebensfähig. Verliert die Mutter bis zu diesem Zeitpunkt das Baby, spricht man von einer Fehlgeburt. Sollte eine Frau danach ihr Baby verlieren, wird dies als Totgeburt bezeichnet, denn es wäre bereits lebensfähig.

Die Fehlgeburt ist für jede Frau ein sehr traumatisches Erlebnis und sollte von ihrem Umfeld, aber besonders vom eigenen Partner, dementsprechend sensibel behandelt werden. Dies fällt den meisten Vätern alles andere als leicht. Einerseits trauern sie selbst, andererseits können wir Männer uns nicht in die Lage der Mutter versetzen.

Beiden Elternteilen sollte zu Beginn einer Schwangerschaft bewusst sein, dass 15% bis 20% aller Frauen im Laufe ihres Lebens eine Fehlgeburt erleiden. Zählt man Schwangerschaften dazu, die nur im Labor nachgewiesen werden können (bei einem sogenannten Windei durch das erhöhte Schwangerschaftshormon ß-hCG) liegt die Aborthäufigkeit sogar bei 50  bis 70 Prozent. Ganz sachlich betrachtet, kommt es sogar sehr häufig vor, dass eine Schwangerschaft nicht bis zur Geburt positiv verläuft.

Auch, wenn es schrecklich klingt: Mutter Natur selektiert überlebensfähig und nicht überlebensfähige Embryonen aus.
Natürlich denkt man in der Euphorie über das ersehnte Elternglück nicht an solch einen schlimmen Verlust, dennoch ist es jeder Zeit möglich. Die Hälfte aller Fehlgeburten tritt in den ersten 13 Schwangerschaftswochen auf, ein sogenannter Frühabort. Danach sprechen Mediziner von einem Spätabort. Umso weiter die Schwangerschaft voranschreitet sinkt auch das Risiko einer Fehlgeburt.

Oft werden Fehlgeburten von einer Frau gar nicht wahrgenommen oder erkannt, da sie bereits in einem sehr frühen Stadium auftreten. Meistens gehen die Frauen von einem leicht verzögerten Menstruationszyklus aus.

Anzeichen und Symptome einer Fehlgeburt

Fehlgeburt-Anzeichen hängen immer davon ab, zu welchem Zeitpunkt und durch welche Umstände es zu einem Abort kommt.
Häufig jedoch werden Fehlgeburten durch Blutungen oder Schmerzen (im Unterleib oder im unteren Rückenbereich) eingeleitet. Auch Erbrechen, Krämpfe oder Regelschmerzen können mögliche Symptome sein. In jedem Fall gilt: Sofort einen Arzt aufsuchen!

Aber Achtung, nicht jede Blutung deutet gleich auf eine Fehlgeburt hin. Diese können auch von der Gebärmutter oder der zukünftigen Plazenta kommen, z.B. bei der Einnistungsblutung. Beides sollte jedoch so schnell wie möglich von einem Arzt untersucht werden. In jedem Fall müsst ihr Ruhe bewahren, denn Aufregung schadet eurem Kind, wenn es sich um eine harmlose Sache handelt.

Sollte euch der Arzt nach einem Ultraschall einen negativen Befund bestätigen, kann es auch hier bei jeder Frau zu Unterschieden kommen.

Die verschiedenen Fehlgeburt-Arten

Bei einem beginnenden Abort (Abortus incipiens) ist der Muttermund bereits geöffnet und es treten Blutungen und schmerzhafte Wehen auf. Ein Arzt wird die Fehlgeburt in diesem Stadium leider nicht mehr verhindern können.

Abort ist meist die Vorstufe zu einem unvollständigen Abort (Abortus incompletus) oder einem vollständigen Abort (Abortus completus). Bei einem unvollständigen Abort, wird nur ein Teil der Frucht ausgestoßen. Wobei bei einem vollständigen Abort sowohl Fötus als auch Eihäute und Plazenta ausgeschieden werden, so dass hinterher in der Regel auch kein medizinischer Engriff notwendig ist.

Von einem verhaltenen Abort (engl.: missed abortion) spricht man, wenn es zu keinen typischen Fehlgeburt-Anzeichen kommt. Der Muttermund ist geschlossen und es kommt zu keiner Ausstoßung. Der verhaltene Abort kann lediglich von einem Arzt durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden. In diesen Fällen ist die Gebärmutter nicht weiter gewachsen und der Fötus zeigt keine Lebenszeichen mehr.

Manchmal wird ein Abort auch mit Fieber (38/39 Grad Celsius) und eitrigem Ausfluss aus der Scheide eingeleitet. Hierbei handelt es sich um einen fieberhaften Abort (Abortus febrilis).

Unbehandelt kann es für Frauen lebensbedrohlich verlaufen.

Das sogenannte Windei (eine leere Fruchthöhle ohne Embryo) verläuft ähnlich wie der verhaltene Abort. Es gibt kaum ein Anzeichen einer Fehlgeburt. Die Häufigkeit eines Windeis liegt bei 50 bis 90 Prozent der Aborte im zweiten Schwangerschaftsmonat.

Bei Frauen mit einem aggressiven Immunsystem oder Veränderungen im Erbgut eines Elternteils kommt es häufig zu einem habituellen Abort. Diese Frauen haben bereits drei oder mehr Fehlgeburten erlitten.

Ein Arzt wird nach der Art des Aborts und den jeweiligen Fehlgeburt-Anzeichen, individuell darüber entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen und wie die Frau behandelt wird.
Meist ist bei einer spontanen und vollständigen Ausstoßung kein medizinischer Eingriff notwendig.

Bei einer unvollständigen Ausstoßung (nach der 12. Schwangerschaftswoche) werden der Frau Medikamente verabreicht – ein Hormon, das bei einem natürlichen Schwangerschaftsverlauf am Ende der Schwangerschaft die Geburt auslöst. Diese lockern den Gebärmutterhals und weiten die Gebärmuttermuskulatur, so dass der abgestorbene Fötus abgestoßen werden kann.
Bei einem Windei und einem verhaltenen Abort bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist eine Ausschabung oder auch Kürretage unabdingbar. Auch hier wird der Frau das Medikament verabreicht, um die mütterlichen Organe vor Verletzungen zu schützen. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt und erfordert anschließend meistens einen kurzen stationären Aufenthalt.
Eine Fehlgeburt im Spätstadium muss aufgrund eines erhöhten Blutungsrisikos im Krankenhaus behandelt werden. Das Ausstoßen des Fötus wird unter Periduralanästhesie (PDA) oder unter Vollnarkose vorgenommen. Sobald die Gewebereste aus der Gebärmutter entfernt worden sind beginnt ein neuer Zyklus.

Ursachen einer Fehlgeburt

An dieser Stelle sei gesagt, dass Gründe für Fehlgeburten in den meisten Fällen ungeklärt bleiben. Mediziner gehen heute davon aus, dass Frühaborte meist genetische Ursachen haben (eine Fehlentwicklung des Eis, wie zum Beispiel Anlagestörungen oder Chromosomanomalien im Erbgut). Auch hormonelle Störungen, wie Stress, eine Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes können eine Fehlgeburt auslösen.

Spätaborte sind auf Fehlbildungen der Gebärmutter, eine Schwäche des Gebärmutterhalses oder auch bakterielle Infektionskrankheiten zurückzuführen.
Natürlich spielen bei einem Fehlgeburtsrisiko auch immer das Alter der Frau, sowie Drogenmissbrauch (Rauchen, Alkohol) während der Schwangerschaft eine Rolle.
Nüchtern betrachtet – was leider selten in so einer Lage möglich ist – gehört eine Fehlgeburt zum Fortpflanzugszyklus dazu, denn somit werden fehlgebildete Embryos vom Körper an einer Weiterentwicklung gehindert und selektiert. Von der Natur eine äußerst vernünftige Reaktion, für alle Frauen und Paare eine sehr schmerzhafte Erfahrung.

Schwanger werden nach Fehlgeburt

Früher waren sich die Ärzte einig, dass man nach einer Fehlgeburt ein gutes halbes Jahr warten soll, ehe man es mit einer erneuten Schwangerschaft versucht. Heutzutage ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Warten nicht zwingend notwendig ist. Nichtsdestotrotz werden drei Monate Wartezeit empfohlen, damit der Körper sich regenieren kann. Es sollte ebenfalls beachtet werden, dass der Zyklus der Frau nach einer Fehlgeburt unregelmäßig auftritt. So oder so kann es also einige Monate dauern, erneut schwanger zu werden. Hinzu kommt die Situation, dass in einer neuen Schwangerschaft die Mama innerlich von der Angst aufgefressen wird, dieser schlimme Schicksalsschlag könne sich wiederholen. Abstand tut hier gut.

Ihr solltet euch deshalb genügend Zeit zum Trauern und Verarbeiten nehmen. Denn auch eine gute seelische Verfassung wirkt sich positiv auf eine erneute Schwangerschaft aus.
Gehe mit deiner Partnerin zum Frauenarzt, um mögliche Ängste zu besprechen und Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Scheut euch nicht davor, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit ihr Hilfe bei der Trauerbewältigung habt. Dies kann eine Hebamme, ein Therapeut, ein Verein oder auch eine Beratungsstelle wie zum Beispiel Pro Familia leisten.

Erfahrungsbericht meiner Frau

Als Frau, die eine Fehlgeburt im Frühstadium (8. Woche) erlitten hat, kann ich sagen, dass es eine der schmerzhaftesten Erfahrungen für mich in meinem bisherigen Leben war.
Schon früh machten sich erste Schwangerschaftssymptome bemerkbar: Die Brüste schwollen an, Hormonchaos, keinen Appetit mehr auf einen Kaffee am Morgen, leichtes Ziehen im Unterleib. Wir waren voller Euphorie und freuten uns, als der Schwangerschaftstest positiv war und auch der Bluttest beim Arzt die Schwangerschaft bestätigte.

Dann in der 8. Woche die bittere Nachricht bei einer Ultraschalluntersuchung: Es hatte sich nur eine Fruchthöhle gebildet, aber kein Fötus. Ich konnte das alles nur sehr schwer begreifen, denn ich hatte doch alle typischen „Schwangerschafts-Symptome“ und der Arzt hatte mir bereits eine Schwangerschaftsbescheinigung ausgestellt, mit der ich schon seit drei Wochen ein Beschäftigungsverbot bei meinem Arbeitgeber hatte (ich arbeite als Flugbegleiterin).

Nachdem wir einen zweiten Arzt aufsuchten, bestätigte er den gleichen Befund. Ich war am Boden zerstört. Ich hatte furchtbare Schuldgefühle und konnte nicht ertragen, dass ich dagegen einfach nichts ausrichten konnte. Das ich meinem Partner nicht das Baby schenken konnte, was wir uns wünschten. Auch der Zuspruch des Arztes konnte mir in diesem Moment nur wenig Trost bieten:

„Bitte sehen Sie es als Übung Ihres Körpers. Er hat gezeigt, dass er dazu fähig ist und es gibt mehr Fehlgeburten in den ersten 12 Wochen als Sie denken, denn nur wenige reden darüber. Seien Sie dankbar, dass Sie so schnell und ohne Hilfe schwanger werden konnten, denn dieses Glück haben nicht alle…“.

Heute sehe ich die tröstenden Worte natürlich mit anderen Augen, denn im Bekannten- oder Freundeskreis gibt es viele, denen es ebenso erging wie uns. Aber leider ist eine Fehlgeburt immernoch ein Tabuthema. Vermutlich weil man sich als Frau für die selbst eingeredete „Schwäche“ schämt…

Da sich bei mir die Fruchthöhle nicht selbstständig löste, musste ich einige Tage später in einer Tagesklinik unter Vollnarkose ausgeschabt werden. Mein Partner im Wartezimmer, ich in einem großen Raum mit anderen Frauen, nur mit Trennwänden dazwischen, voller Angst und allein. Zwei Stunden später schickten sie uns wieder nach Hause, als wäre nie etwas gewesen.
Äußerlich sah man mir meinen Schmerz und meine Trauer vielleicht wenig an, ich war doch schließlich für alle immer die „starke, selbstbewusste Frau“ und „es hatte sich doch nicht mal ein Fötus gebildet“. Aber innerlich lag ich in Scherben. An dieser Stelle den Rat an alle Männer: Seid für eure Partnerin in dieser Zeit mehr für sie da denn je. Auch wenn die ersten 12 Wochen keine lange Zeit sind und sich bei euch dieses „Ich-werde-Papa-Gefühl“ noch gar nicht eingestellt hat. Ein „hab dich nicht so“ ist mehr als unangebracht!

Eure Partnerin hat sich bereits körperlich und mental geändert und auf das Mutter-Sein eingestellt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mit dem Befund des Arztes und der Ausschabung, das Thema für mich nicht abgeschlossen war. Nach der Operation treten Blutungen auf, man merkt, dass etwas im Unterleib gemacht wurde, kein Sport, kein entspanntes Bad, nicht arbeiten, keine Anstrengung. Während für euch die Sache vielleicht schon abgehakt ist – nicht aus Bösartigkeit, sondern um es für euch selbst zu verarbeiten und nach Vorne zu schauen – sind wir und unser Körper immer noch dabei sich zu erholen und zurückzubilden. Wir leben in einem Gefühls- und Hormonchaos, das noch einige Zeit anhält.

Wenn deine Partnerin psychologische Hilfe in Anspruch nehmen möchte – unterstütze sie!  Wendet euch gemeinsam an geeignete Stellen und/oder Selbsthilfegruppen. Meist hilft in der frühen Phase schon eine Sitzung.

Auch das soziale Umfeld ist bei all dem Schmerz und der Trauer eine wichtige Unterstützung, insofern sie bereits von eurer Schwangerschaft wussten.
Stützt euch gegenseitig, trauert gemeinsam und verliert nicht die Hoffnung! Als Mann müsst ihr nicht immer den „starken Part“ übernehmen, natürlich dürft ihr genauso trauern wie wir Frauen auch. Und um ehrlich zu sein, erwarten wir es auch von euch, denn schließlich war das Baby auch ein Teil von euch.

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