Papa, Kind & Zeit: Gemeinsame Zeit wichtig für Bindung

Diverse Studien beschäftigen sich damit, wie viel Zeit Mütter und Väter mit ihren Kindern verbringen. Laut einem Artikel in der Berliner Zeitung verbringen Papas heute täglich 59 Minuten Zeit mit ihren Kindern. Das ist viermal so viel, wie in 1965; damals waren es lediglich 16 Minuten pro Tag.

Die Süddeutsche Zeitung bezog sich in 2011 auf eine Studie der OECD, nach der man von 37-Minuten-Papas sprach. Obwohl sich die Familienzeit für Kinder mit ihren Vätern stark verbessert hat, machen diese Zahlen deutlich: Väter haben deutlich weniger Zeit mit ihren Kindern, als Mütter. Am schlimmsten trifft es Trennungsväter, die nur an Wochenenden, alle paar Wochen oder Monate und teilweise ihre Kinder gar nicht sehen dürfen.

Zeit & Bindung: Wie wichtig ist das Zusammensein von Papa und Kind?

Mütter lieben ihre Kinder bereits in der Schwangerschaft und bauen zu dem noch ungeborenen Kind die erste innige Bindung auf. Obwohl sich beide noch gar nicht kennen. Die Bindung des Kindes zum Vater kommt vermutlich erst später, wenn das Baby in der Lage ist, ihm vertraute Menschen zu erkennen und dabei erlebt, dass der Papa eine zuverlässige Person ist, die seine Bedürfnisse erkennt. Wie wichtig ist dabei die Zeit, die der Vater mit seinem Kind verbringt? Oder geht es gar nicht um die Zeit, sondern nur um die Art und Weise, wie der Papa sich ums Kind kümmert?

Bindung entsteht nicht durch Zeit – oder?

Immer wieder wird damit argumentiert, dass tragfähige Bindungen nicht durch Zeit entstehen, sondern durch die Art, wie man miteinander die vorhandene gemeinsame Zeit ausfüllt. Bis zu einem gewissen Grad kann dem zugestimmt werden, da gemeinsame Erlebnisse verbinden. Tatsache ist aber, dass man bei wenig gemeinsamer Zeit nur wenig miteinander unternehmen kann und viele Unternehmungen bei einem spärlichen Zeitfenster nicht möglich sind.

Ob Väter nur an Wochenenden oder nur stundenweise mit ihren Kindern Zeit verbringen, spielt also sehr wohl eine Rolle, wenn es um die Vater-Kind-Beziehung geht.

Wie viel gemeinsame Zeit brauchen Väter und Kinder?

Trennungsväter, die mit der Kindesmutter im Streit liegen, kennen womöglich Zeitvorgaben, wenn sich aufgrund eines Sorgerechtsstreits das Jugendamt involviert. Dabei werden häufig im Rahmen eines Familiengutachtens Empfehlungen ausgesprochen, dass beispielsweise

  • mehr als 2 Stunden pro Woche für das Kind nicht zumutbar seien.
  • 3 Std. pro Monat Umgang zwischen Vater und Kind ausreichend seien.
  • Umgänge nur alle 3 Monate stattfinden sollen, weil mehr Kontakt zum Vater eine Belastung für das Kind darstellen würde.

Doch darf man Umgangszeit zwischen Vätern und Kindern wirklich derart massiv beschneiden und einschränken, wenn ein Vater sich liebevoll und engagiert um seinen Nachwuchs kümmern will? Können solche knappen Zeitfenster wirklich elementare Bindungen zwischen Vater und Kind aufrechterhalten oder herstellen? Wie viel Teilhabe am Leben des eigenen Kindes ist da überhaupt möglich? Was können Papas in solchen Zeitfenstern mit ihren Kindern unternehmen? Wie können Väter in derart wenigen Umgangsstunden ihrem Nachwuchs Werte vermitteln und tatsächlich erzieherisch sich einbringen?

Die Qualität des Bindungsgefüges hängt eben auch von der gemeinsamen Zeit ab. Zwar lässt sich dies gewiss nicht pauschal auf 2, 10, 30 oder 100 Stunden im Monat festlegen, doch der gesunde Menschenverstand lässt nur eine Erkenntnis zu: Kinder brauchen auch den Kontakt zum Papa – so viel wie möglich.

Bild von Vater mit weinendem Kind
Auch Papa ist Bezugsperson: Gemeinsame Zeit bedeutet auch für den Nachwuchs wirklich da zu sein. | Foto: © AdobeStock_238718711

Wie sollten Väter die Zeit mit ihren Kindern verbringen?

Nicht nur das gemeinsame Zeitfenster entscheidet über die Bindungsqualität zwischen Papa und Kind. Wichtig ist, wie beide ihre Zeit als Familie miteinander verbringen. Es reicht also nicht, wenn der Vater mehrere Stunden am Tag in der Familie anwesend ist oder sich nur um die grundlegende Versorgung des Kindes kümmert. Kinder und Väter brauchen gemeinsame Qualitätszeit, denn diese ist sehr wichtig für die Beziehung zueinander. Zeit, in der beide zusammen spielen, malen, basteln und werken oder einen Ausflug machen.

Gemeinsame Erlebnisse, zusammen etwas schaffen, miteinander lachen, kuscheln – das ist es, was Kinder glücklich und zufrieden macht und den Papa zu einem guten Vater. Keinesfalls müssen Väter immer ein actiongeladenes Programm mit den Kids arrangieren, sondern es bieten sich im Alltag zahlreiche Gelegenheiten, die ebenfalls Eltern und Kinder zusammenschweißen.

Dazu zählen beispielsweise auch

  • gemeinsames Vorbereiten des Essens
  • gemeinsames Essen, bei dem die Familie am Tisch sitzt und sich unterhält
  • gemeinsames Erledigen von Hausarbeiten (z. B. aufräumen, Staub wischen, Schuhe putzen)
  • zusammen Hausaufgaben machen
  • als Team das Kinderzimmer renovieren
Bild von Vater der mit Tochter spielt
Es muss nicht immer Action sein – Das Beisammensein entscheidet! | Bild: © AdobeStock_298364359

Gemeinsame Alltagserlebnisse sind wichtig

Ein Kernproblem, was im Zusammenhang mit wenig Kontakten – und somit häufig in Trennungsfamilien – entsteht, wird häufig nicht berücksichtigt. Wenn Väter nur wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen, entsteht dadurch schnell eine unnatürliche Umgangsform, die nachteilig für die kindliche Entwicklung sein kann und darüber hinaus Kinder in starke Loyalitätskonflikte treiben kann.

Haben Väter nur wenige Stunden Kontakt pro Woche oder pro Monat, fehlt das gemeinsame Zusammenleben im Alltag. Bei Umgängen werden häufig besondere Unternehmungen geplant. Betroffene Väter planen einen Besuch im Freizeitpark, gehen mit den Kids auf die Kart-Bahn, besuchen den Zoo oder ähnliches. Das Kind genießt diese Qualitätszeit und erlebt seinen Vater anders, als im normalen Alltag, bei dem Konflikte genauso dazugehören wie Langeweile oder Diskussionen bei den Hausaufgaben.

Es kann je nach Situation zur Idealisierung des Vaters und zur Abwertung der Mutter kommen. Denn während der Papa bei den Umgängen immer ein cooles Programm startet und es fast nie zu Konflikten kommt, ist die Mama „die Böse“, weil sie verlangt, dass das Kind sein Zimmer aufräumt, die Schulaufgaben macht oder sie einen großen Wunsch ablehnt, weil das Geld fehlt oder sie als alleinerziehende Mutter keine Zeit hat, jeden Tag mit dem Kind in den Freizeitpark zu gehen. Es findet also eine verschobene Wahrnehmung von Mutter und Vater statt, die durchaus im Erwachsenenalter zu Bindungsstörungen führen kann. Die Eltern-Kind-Beziehung lebt also auch von einem gesunden Gleichgewicht zwischen väterlichem und mütterlichem Einfluss.

Insbesondere Trennungsväter können gegenüber der Kindesmutter damit argumentieren, dass eine bessere Umgangstaktung nicht darauf abzielt, der Mutter das Kind zu entfremden, sondern dass Alltagserlebnisse mit dem Vater wichtig für eine ausgewogene Erziehung des Kindes und auch positiv für das Mutter-Kind-Verhältnis sind.

Zum Abschluss weitere klare Worte über Papas und ihre Kinder

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