Kinderfotos & KinderVideos im Netz

Väter und Mütter sind stolz auf ihren Nachwuchs. Dies verlockt dazu, die schönsten Kinderfotos im Netz zu teilen. Denn nicht nur Cat Content kommt an, sondern auch Kid Content. Bilder von Kindern bringen Farbe, Lebendigkeit und Emotionen ins Netz. Unzählige bunte Kinderbilder beleben die sozialen Netzwerke; auch in der Medienlandschaft begegnen uns tagtäglich lachende, weinende, freche, schmutzige oder einfach nur süße Kindergesichter.

Was einerseits so selbstverständlich scheint und “schon immer” so gemacht wurde, wird zunehmend zum Streitapfel der Internet-Community, die sich bei der Frage “Dürfen Kinderbilder ins Netz gestellt werden?” in zwei Lager teilt. Die eine Fraktion, die kategorisch Fotos von Kindern im Netz verbieten will, die andere Fraktion, die es sich nicht nehmen lassen will, Freunde, Bekannte und Verwandte online am Familienleben teilhaben zu lassen.

Die Fronten verhärten sich zunehmend und tatsächlich stellt sich die Frage, welche Rechte Kinder und Eltern haben und es muss hinterfragt werden, ob Fotos von Kindern im Internet Kindern schaden können und wie die Medienlandschaft sich entwickeln würde, gäbe es plötzlich keine Bilder von Kindergesichtern mehr im Web.

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Warum stellen Eltern Kinderfotos ins Internet?

Vermutlich gibt es unter den internetaffinen Eltern wenige Elternteile, die noch nie ein Foto des eigenen Kindes ins Internet hochgeladen haben und sei es bei WhatsApp. Es gibt im Familienleben unzählige Augenblicke, in denen Vater und Mutter ihr Kind fotografieren:

  • Geburt
  • Taufe
  • die ersten Schritte
  • das erste Zähnchen
  • Weihnachten
  • Ostern
  • Geburtstage
  • Einschulung
  • sportliche Erfolge

Und natürlich all die vielen Situationen im Alltag, die Eltern Freude oder Sorgen bereiten, Augenblicke, die uns Elternteile bewegen und große Momente, die unser Elternherz mit Stolz erfüllen. Kaum werden Cat Content und Kid Content online geteilt, plöngt die Mitteilungszentrale des Netzwerks laut auf und macht uns darauf aufmerksam, wer die neuesten Kinderfotos geliked, geteilt, kommentiert hat.

“Hach, ist das süß!”
“Mein Gott, wie putzig!”
“Nein, ist das lustig””
“Du kannst stolz auf deine Tochter sein!”
“Dein Sohn kommt ganz nach dem Papa!”

Das geht runter wie Öl. Die stolzgeschwellte Brust schwillt weiter an und der Tag ist perfekt. Glückshormone durchströmen den Körper und da haben wir sie – die Bestätigung, dass wir ein phantastisches Kind gezeugt haben und wir als Papa und Mama einfach unschlagbar sind. Umso mehr Aufmerksamkeit wir durch Likes, Smileys und Kommentare erhaschen, desto besser geht es uns. Die Reaktionen bestätigen uns: Unsere Freunde wollen mehr davon! Schwups, laden wir auch schon die nächsten Fotos vom Kind ins Internet hoch – schließlich machen Glücksgefühle süchtig.

Zugegeben, das war überspitzt formuliert und nur die wenigsten Eltern brauchen diese Bestätigung, um glücklich zu sein und Elternfreuden wahrzunehmen. Doch haben Eltern aller Generationen nicht schon immer die Bilder ihrer Kinder präsentiert? War das jemals anrüchig? Was früher das Familienalbum war, welches bei jeder Gelegenheit und bei jedem Kaffeekränzchen auf den Wohnzimmertisch gelegt wurde, ist heute der Livestream auf Facebook, Twitter, Instagram und WhatsApp.

Fotografie & Videoclips – die neue Art der Kommunikation

Wir leben in einem Zeitalter, indem sich die sozialen Strukturen und die Gesellschaft gewandelt haben. Familienmitglieder leben nicht mehr alle im gleichen Ort, sondern sind über das gesamte Bundesgebiet, manchmal sogar über den Globus verteilt. Der Nachbar wird nicht mehr über den Gartenzaun gegrüßt, sondern über die Facebook-Pinnwand. Dabei können gleich die Verabredungen der Kids für den Nachmittag geplant werden.

Für die Weihnachtsgeschenke von den Großeltern bedankt sich die Familie nicht mehr am Telefon oder mit einer Postkarte, sondern Opa und Oma können per WhatsApp und Co. die Kinder beim Auspacken der Geschenke beobachten. Kurzum, das Internet bietet Menschen enorme Möglichkeiten, die viel besser erscheinen, als es das antiquierte Fotoalbum jemals zu können vermochte. Kinderfotos im Netz verbinden Menschen auf eine gänzlich neue Weise und längst ist das Medium Internet zu einem wichtigen Teil in unser aller Leben geworden.

Die Möglichkeit, jederzeit kostenlos, schnell, direkt und sogar mit Fotos und kleinen Videoclips kommunizieren zu können, wird rege genutzt und so wurden die sozialen Netzwerke zu einem Multiplikator der Kommunikation. Nie wurde soviel kommuniziert, wie zu dieser Zeit.

Die Kehrseite der Medaille: Jeder kann mitlesen

Inhalte, die wir ins Internet stellen, geraten außer Kontrolle. Es ist für den normalen User kaum nachvollziehbar, welche Rechte wir Anbietern sozialer Netzwerke und anderen Usern einräumen, indem wir persönliche Daten, Informationen und Bilder unserer Kinder ins Netz hochladen. Welche Rechte geben wir bei WhatsApp ab?

Selbst wenn nichts in den AGB / Datenschutz steht: Was geschieht wirklich? Werden Bilder, die wir aus den Sozialen Medien löschen, wirklich gelöscht? Bei vielen Dingen müssen wir uns darauf verlassen, dass Unternehmen, die oftmals im Ausland sitzen das machen, was sie versprechen.  Was wir veröffentlichen, kann von anderen Menschen eingesehen, geteilt, gedownloadet und nach eigenem Gusto zweckentfremdet werden. 

Außerdem werden durch das Hochladen von Fotografien Nutzungsrechte weiträumig erteilt. Es ist faktisch kaum möglich, zu steuern, wo die Bildveröffentlichungen letztlich ankommen.

Kinderfotos im Netz – die unkontrollierbare Gefahr?

Bei Cat Content klaut uns im schlimmsten Fall jemand das Katzenfoto und begeht damit eine Urheberrechtsverletzung. Dies wäre ein theoretischer finanzieller Schaden, der den meisten Menschen nicht einmal bewusst ist. Vielen Menschen ist oft nicht einmal klar, dass sie über Urheberrechte verfügen. Meist wird angenommen, dass nur Künstler oder Unternehmen als Urheber für irgendetwas auftreten können – das nur mal am Rande. Eine solche Urheberrechtsverletzung wäre für die meisten zu verkraften. Doch was ist mit den Bilder von Kindern im Netz?

Wissen wir wirklich, wer sich die Fotos unserer Kinder zu eigen macht? Haben wir Kontrolle darüber, was mit den Bildern unserer Söhne und Töchter angestellt wird? Locken wir damit Pädophile an, weil wir sie auf unseren Nachwuchs aufmerksam machen? Hinterlassen wir durch unsere Aktivitäten im Internet digitale Fingerabdrücke, anhand derer die Identität unserer Kinder aufdeckbar ist? Bringen wir unsere Kinder in Gefahr, indem wir Fotos von ihnen veröffentlichen?

Massive Kritik an Eltern, die Bilder ihrer Kinder ins Netz stellen

Genau diese Bedenken werden von den Kritikern immer wieder mit missionarischem Eifer angeführt. Kinderfotografien haben nichts im Internet zu suchen. Väter und Mütter, die Fotografien ihrer Kids veröffentlichen, handeln verantwortungslos und missachten die Rechte des Kindes am eigenen Bild.

Peinliche Schnappschüsse könnten Mobbing von Mitschülern fördern; Fotografien von Teenagern – insbesondere Mädchen – könnten sich auf Sexseiten wiederfinden. Geht es nach den Kritikern, gibt es kaum einen Vorwurf, der nicht ausgesprochen wird. Die Wortwahl ist dabei nicht immer die feinste und die Forderungen, die Kritiker stellen – sie reichen bis hin zu drakonischen Strafen. Geldstrafen, Knast und sogar der Entzug der Elterlichen Sorge werden gefordert, denn das Veröffentlichen von Fotos der Kinder im Netz stellt eine Kindeswohlgefährdung dar. So die Auffassung der Kritiker, die Eltern an den Pranger stellen.

Bild von wütendem Mann
Die Kommentare und Reaktionen in den sozialen Medien zeigen, wie stark das Thema polarisiert:
„Wie können die es wagen, einfach ein Bild ihres Kindes hochzuladen?!“
Bild: © AdobeStock_191554693

Rechtfertigung der betroffenen Eltern

Demgegenüber steht das völlige Unverständnis der angegriffenen Mamas und Papas. Man mache doch nichts Schlimmes. Was soll schon daran schlimm sein, wenn man stolz auf das Kind ist und seine Freude mit anderen teilt?

Man kümmere sich doch gut und verantwortungsvoll um die Erziehung des Kindes und gefährlich seien doch nicht die Bilder im Netz, sondern die wenigen kranken und kriminellen Menschen, die Kinder missbrauchen, von denen es immer mehr auf diesem Planeten zu geben scheint.

Wer hat denn nun Recht?

Es muss ganz klar zwischen der gesetzlichen Problematik sowie dem Sicherheitsgedanken unterschieden werden. Auf die rechtlichen Aspekte rund um Bildveröffentlichungen wird später näher eingegangen.

Das Grundproblem: Locken wir tatsächlich Pädophile an?

Es ist bekannt, dass das Internet ein Tummelplatz für Pädophile ist. Online tauschen diese Tätergruppen Kinderfotos und Videos von Kindern aus. Doch aufgrund ihrer Neigungen beschränkt sich der Konsum beinahe ausschließlich auf Fotos und Videomaterial, in denen Kinder in eindeutigen Posen und Handlungen dargestellt werden.

Pädophile bewegen sich im Darknet und beziehen Bilder und Videos überwiegend aus einschlägigen Kreisen. Aber auch von Elternprofilen. Trotzdem: Das normale Familienfoto ist nicht das, was Pädophile wollen. Nacktaufnahmen – z. B. vom Baby – haben jedoch ganz klar nichts im Internet zu suchen!

Ja, es besteht eine Gefahr

Hochproblematisch sind Fotografien, in denen Kleinkinder beim Wickeln, Baden oder Schwimmen gezeigt werden. Es ist durchaus denkbar, dass Pädophile aufgrund veröffentlichter Kinderfotos dazu angeregt werden könnten, sich auf krankhafte Weise daran zu ergötzen oder im Zusammenhang mit persönlichen Daten sich diesem Kind anzunähern. Möglich wäre dies prinzipiell, wenn neben dem Foto auch persönliche Daten veröffentlicht werden, die Rückschlüsse auf die Identität des Kindes zulassen.

Wird auf dem gleichen sozialen Profil z. B. die Schule des Kindes gepostet, eine Veranstaltung am Wohnort oder der Name des Kindes, ist es durchaus möglich, den Wohnort des Kindes herauszufinden oder das Kind an der Schule abzufangen. Ungefährlich sind Bildveröffentlichungen von Kindern also nicht.

Eltern können ihre Kinder schützen

Wissen Eltern um diese Gefahren, haben sie diverse Möglichkeiten, die Gefahren zu reduzieren oder sogar ganz abzuschalten. Die einfachste Methode: Keine Kinderfotos ins Netz stellen. So strikt können, aber müssen Eltern nicht vorgehen.

  • Abhängig von den Profileinstellungen können Fremde Fotografien liken, kommentieren, teilen und downloaden. Indem im Bereich der Einstellungen Inhalte des Profils so konfiguriert werden, dass sie nur für Freunde sichtbar sind, wird der Zugriff für Fremde unterbunden. Fotoalben können zudem so eingestellt werden, dass nur engste Freunde und Verwandte die Bilder einsehen können.
  • Wenn Fotos veröffentlicht werden, können Eltern darauf achten, welche Fotos sie auswählen. Fotografien badender Kinder und das Kind beim Windelwechsel sollten überhaupt nicht veröffentlicht werden. Kinderfotos können gepixelt werden oder beispielsweise das Kind nur von hinten bzw. seitlich zeigen.
  • Persönliche Daten sollten grundsätzlich nicht veröffentlicht werden, um Wohnanschrift und andere sensible Daten zu schützen. Nicht nur für Kinder bestehen Gefahren, sondern auch für die gesamte Familie (z. B. Einbruch, Datenmissbrauch, Identitätsdiebstahl).
  • Eine relativ gute Alternative: Statt Bilder in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen können passwortgeschützte Bilddatenbanken genutzt oder eine Website mit Passwortschutz erstellt werden.

Dennoch muss erwähnt werden: Pädophile Täter kommen meist aus dem direkten Umfeld des Kindes. Der nette Nachbar von nebenan, der Onkel, manchmal, ja leider manchmal, auch der Vater. Dieser Personenkreis braucht keine Fotos, um ein Kind zu missbrauchen.

Weiterer Vorwurf: Eltern missachten Rechte und Willen des Kindes

Immer wieder ist in dem Zusammenhang zu lesen, Eltern würden die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder missachten, wenn sie Babyfotos im Netz veröffentlichen. Auch würden die Eltern den Willen ihres Kindes übergehen, weil die Bildveröffentlichung schließlich ohne Zustimmung der Kinder geschehe.

Dieser Vorwurf ist vollkommen berechtigt. Kein Vater fragt sein Baby, ob er stolz das Babyfoto auf Facebook teilen darf. Keine Mutter fragt das Kindergartenkind, ob das Foto vom Kindergartenfotograf auf Pinterest veröffentlicht werden darf. Und ebenso wenig fragen Opa und Oma, ob sie das Foto von der Einschulung freudig auf ihrer Pinnwand teilen dürfen.

Scheinheilige Argumentation der Kritiker?

Doch so berechtigt, wie dieser Vorwurf ist, so scheinheilig scheint er auch. Eltern haben das natürliche und gesetzlich verbriefte Recht, über die Köpfe ihrer Kinder zu entscheiden. Ein Recht, das zugleich auch Pflicht ist. Vater und Mütter müssen Entscheidungen ihr Kind betreffend treffen. Jeden Tag. Ohne Zustimmung.

Eltern sind dazu angehalten, stets das Wohl ihrer Kinder im Blick zu haben. Doch ist es wirklich eine Kindeswohlgefährdung, wenn stolze Mamas und Papas Fotos vom Nachwuchs veröffentlichen und dabei handeln, ohne sich die Zustimmung vom Kind einzuholen?
Eltern entscheiden, ob sie ihr Kind

  • taufen lassen.
  • religiös erziehen.
  • impfen lassen.
  • wie sie seine Freizeit gestalten.

und viele andere Dinge mehr. Die Gründe, warum Eltern tagtäglich Entscheidungen ohne Zustimmung der Kinder treffen:

  • Weil sie es können.
  • Weil sie es dürfen.
  • Weil sie es müssen.

Babys, Kleinkinder, Schulkinder und in vielen Bereichen auch Jugendliche sind alters- und entwicklungsbedingt gar nicht in der Lage, bestimmte Entscheidungen zu treffen. Die Elterliche Sorgen räumt somit Eltern gleichermaßen Recht und Pflicht ein, Entscheidungen für ihre Kinder zu treffen – und dies tun Eltern. Alle Eltern. In jedem Land. An jedem Tag. Aber dennoch gibt es auch Gesetze die uns unseren Handlungsspielraum vorgeben, auch ist eine gewisse Gefahr die durch eine Veröffentlichung besteht nicht ab streitbar. Scheinheilig sind die Kritiken also nicht.

[error]Bis zum 14 ten Lebensjahr darf eine Veröffentlichung von Bildern nur stattfinden, wenn die Sorgeberechtigen Personen zustimmen. Ab 14 Jahren gehen Gerichte davon aus, dass das Kind in der Regel die Tragweite einer Veröffentlichung erkennt und selbst darüber bestimmen kann. Mehr darüber weiter unten. [/error]

Kinderretter oder Hetzgruppen: Kinderfotos werden in Gruppen geteilt

Bild von Frau mit erhobenem Zeigefinger
Vorsicht vor der „Erziehung“ anderer Eltern – denn jeder trifft für sein Kind Entscheidungen, die er für richtig hält! | Bild: © AdobeStock_72795255

Eine neue, sehr spezielle Gruppenform sprießt in den sozialen Netzwerken wie Pilze aus dem Boden. Gruppen, die sich nach eigener Einschätzung den Kinderrechten verschrieben haben und sich als Retter „geschundener“ Kinderseelen empfinden. Was tun diese Gruppen? Sie teilen Fotografien von Eltern, auf denen deren Kinder zu sehen sind. Gleichzeitig werden die Eltern getaggt (markiert), um sie auf das Teilen des Bildes aufmerksam zu machen.

Das ist nicht verboten, denn durch das Hochladen der Kinderfotos machen Väter und Mütter das Teilen überhaupt möglich und durch den Bilderupload erlauben sie grundsätzlich das Teilen, insofern sie den Nutzerkreis nicht durch die Einstellungen beschränken.

Indem Vater bzw. Mutter die Einstellungen im Profil ändert, kann die Teilen-Funktion für Fremde unterbunden werden. Das Anliegen solcher Gruppen? Grundsätzlich ein gutes, doch die Umsetzung zieht zunehmend Kritik auf sich. Problem ist nicht das Teilen, sondern vielfach die Kommentare unter den geteilten Inhalten, die nicht selten die Menschenrechte – inklusive Kinderrechte – verletzen.

Das Internet vergisst nie: Wenn Kinder erwachsen werden und ihre Bilder im Internet finden

Inhalte, die ins WWW hochgeladen werden, bleiben dort. Auf immer und ewig. Das zählt auch für Whatsapp. Hier sollte man sich mal die Datenschutzbestimmung durchlesen was mit den Bildern passiert. Das Internet vergisst nie und selbst in 5, 10 oder 20 Jahren lassen sich die Kinderfotos von einst anklicken. Die Kindergeneration von heute wird sich später im Erwachsenenleben damit auseinandersetzen müssen, dass die eigene Kindheit Teil des Internets ist.

Lustige, traurige, langweilige aber auch peinliche Kindheitserinnerungen werden für alle Zeiten im Netz konserviert und können später durchaus dazu führen, dass die jungen Erwachsenen alles andere als glücklich über die Fotoflut im WWW sind. Welcher junge Erwachsene will schon ein Bild von sich im Internet wissen, wo er als Kleinkind auf dem Töpfchen saß? Dafür gibt es das Recht auf Vergessenwerden / Recht auf Vergessen. Was vielen Eltern oft nicht bewusst ist, dass mit dem öffentlichen Posten unangenehmer Fotografien zudem auch ein Eingriff in die Privatsphäre der Kinder einhergeht.

Elektronisch gespeicherte Informationen schützen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Jeder Mensch hat das Recht auf Löschung und kann bei den Suchmaschinen einen Löschantrag personenbezogener Daten stellen. Dies gilt auch für Lichtbilder.

Wenn zwar die neue Gesetzgebung noch in den Babyschuhen steckt und sich auch in der Praxis das Löschbegehren schwierig für die Betroffenen gestaltet, muss erwähnt werden, dass wir noch am Anfang dieser Entwicklungen stehen und präzise gesetzliche Regelungen zu erwarten sein dürften. Unsere Kinder wachsen als die Generation heran, die neue Internetgesetze aktiv gestalten und von Kleinauf lernen wird, mit dem Medium Internet umzugehen.

Die rechtliche Situation: Dürfen Eltern Fotos ihrer Kinder veröffentlichen?

Im Wesentlichen gibt es zwei gesetzliche Bestimmungen wie und in welcher Form Fotografien (Lichtbildnisse) verwertet werden dürfen:

  • Urheberrecht
  • Persönlichkeitsrecht – Recht am eigenen Bild

Urheberrecht

Urheber ist der Fotograf des Bildes – unabhängig vom Alter. Der Urheber darf entscheiden, ob und in welcher Form jemand das von ihm angefertigte Lichtbild nutzen und veröffentlichen darf. Hat das Kind einen Schnappschuss gemacht, darf das Kind entscheiden, ob Mama, Papa, Opa oder Oma das Bild verwerten / veröffentlichen dürfen – ist damit also der Urheber an diesem Bild.

Recht am eigenen Bild

Jeder Mensch darf bestimmen, ob er fotografiert wird und hat das Recht, die Veröffentlichung zu erlauben oder zu verbieten. Das gilt auch für Minderjährige. Um Babyfotos und andere Kinderbilder zu veröffentlichen, ist die Zustimmung des Kindes erforderlich. Bei Zuwiderhandlung erwächst ein Schadensersatzanspruch.

Die Rechtslage zur Bildveröffentlichung ergibt sich aus § 22 KUG. Dort heißt es:

Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, daß er sich abbilden ließ, eine Entlohnung erhielt. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von 10 Jahren der Einwilligung der Angehörigen des Abgebildeten. Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind der überlebende Ehegatte oder Lebenspartner und die Kinder des Abgebildeten und, wenn weder ein Ehegatte oder Lebenspartner noch Kinder vorhanden sind, die Eltern des Abgebildeten.

Das Sorgerecht: Elternteile als Rechteinhaber

Durch das Sorgerecht sind erziehungsberechtigte Personen (Mutter, Vater, Adoptiveltern, sorgeberechtigte Großeltern oder Angehörige, Amtsvormund usw.) die gesetzlichen Vertreter des Mündels. Das Recht auf Selbstbestimmung, das zwar dem Kinde obliegt, wird durch die sorgeberechtigte(n) Person(en) ausgeübt.
U. a. § 1629 BGB räumt Eltern die gesetzliche Vertretung ein:

(1) Die elterliche Sorge umfasst die Vertretung des Kindes. […]

Konkret heißt das für Väter, Mütter bzw. andere Sorgeberechtigte von Minderjährigen: Sie müssen keine Zustimmung des Kindes einholen, sondern dürfen alleine in allen rechtlichen Belangen des Kindes entscheiden.

Erst mit Eintritt in die Volljährigkeit darf das nun erwachsene Kind selbst entscheiden, ob Kinderfotos veröffentlicht werden bzw. noch veröffentlicht bleiben dürfen, wenn die Veröffentlichung in der Vergangenheit liegt.

Bild von Kind das ein Selfie macht
Auch bei Selfies ist die Sache klar geregelt: Du als Papa musst hier für einen verantwortungsvollen Umgang sorgen. | Bild: © AdobeStock_299568228

Kind veröffentlicht selbst Fotos im Netz

Aufgrund dieser rechtlichen Situation ergibt sich im Umkehrschluss auch: Wenn ein Kind selbst Bilder von sich oder den Geschwistern online stellt, haben Eltern das Recht, die Veröffentlichung zu unterbinden. Dies gilt auch dann, wenn das Kind ein Selfie geschossen und es via WhatsApp, Facebook, Twitter, Instagram oder Pinterest, oder TikTok hochgeladen hat. Zwar liegen sämtliche Bildrechte in diesem Fall beim Kind, da es Urheber und abgebildete Person zugleich ist, doch die Rechte des Kindes werden durch die sorgenberechtigten Personen ausgeübt. Das heißt, dass damit auch die sorgeberechtigten Personen über die Urheberrechte verfügen bzw. bestimmen.

Eltern sollten Medienkompetenz aufbauen

Damit Eltern auf Kinderfotos und Videos im Netz überhaupt reagieren können, müssen sie Medienkompetenz aufbauen. Wenn Eltern nicht einmal wissen was TikTok ist und welche Gefahren davon ausgehen, wie sollen sie dann reagieren können?

Generell sollte auch darauf geachtet werden, dass Kinder ggf. die Bilder und Videos nicht selber hochladen. Oftmals machen sie Aufnahmen mit Freunden und diese laden sie dann hoch.

Man erkennt das meist daran, dass Freunde moderne Smartphones haben und auch offen über YoutUbe, Tiktok und Co. sprechen. Reagieren sie und spreche das offen an, dass sie keine Veröffentlichung von Material wünschen wo deinem Kind zu sehen ist. Spreche vor allem auch mit deinem Kind über die Gefahren. Es ist wichtig, dass es das versteht. Anderenfalls ist es nur ein Verbot und wird umgangen. Nur wenn dein Kind versteht wieso es das nicht machen soll, wird es das auch nicht machen. Verständnis ist besser als Verbot in diesem Fall.

Verein, Schule, Kindergarten: Keine Bildveröffentlichung ohne Erlaubnis?

Regelmäßig finden durch Jugendeinrichtungen, soziale Träger oder Sportvereine Bildveröffentlichungen statt. Dies ist ohne Einverständnis der Eltern nicht zulässig. Bei größeren Veranstaltungen wie z. B. Fußballturnieren dürfen jedoch Bilder von Kindern auch ohne Erlaubnis veröffentlicht werden, nämlich dann, wenn das Kind im Gruppenbild in der Masse „verschwindet“. Ist es klar zu Identifizieren muss sich eine Erlaubnis eingeholt werden. In der Regel machen das Schulen und Vereine im Vorfeld.

Kinder & Familie – ein zentrales Thema der Medien

Tageszeitung, Radio, TV und Internet – überall treffen wir auf Kinder. Kinder sind omnipräsent; es spielt kaum eine Rolle, um welches Thema es sich dreht. Versicherungen, Banken, Krankenkassen, Lebensmittelmarken – in nahezu allen Bereichen wird mit Kindergesichtern, Kinderbildern und Familienfotos geworben. Warum das so ist, liegt auf der Hand.

Kinder sind Leben.
Kinder sind Zukunft.
Kinder sind Hoffnung.

Jedes menschliche Leben beginnt mit der Kindheit. Die eigene Kindheit ist es, die uns zu dem macht, was wir sind. Die schönsten, traurigsten, lustigsten und prägendsten Ereignisse in unserem Erwachsenendasein finden sich oftmals in unseren Erinnerungen der eigenen Kindheit. Die Evolution basiert darauf, dass jedes Lebewesen sich vermehrt und mit seinem Nachwuchs der Arterhaltung beiträgt.

Kinderwunsch und Familie sind das Zentrale unseres Seins und spielen deshalb auch in der Medienlandschaft eine elementare Rolle. Wie wäre es, wenn plötzlich alle Kinderbilder und Videoclips der Kleinen aus der Medienlandschaft verschwinden würden?

Medienlandschaft ohne Kinder

Kinder- und Babyfotos werden von den meisten Menschen als süß empfunden. Kindergesichter wecken Emotionen, machen glücklich, bringen etwas mehr Harmonie, Frieden und Unbeschwertheit in unseren Alltag. Sie entführen uns in eine Stücke heile Welt, gerade jetzt, wo Krieg & Terror so mächtig werden und uns Ängste bereiten.

Wie würden die Medien sich und uns verändern, würde es dort keine Kinder mehr zu sehen geben? Schließlich werden auch diese Kinder nicht gefragt, ob sie damit einverstanden sind, wenn sie die Hauptrolle in einem Werbespot oder in einer Printanzeige einnehmen und die Inhalte durch Veröffentlichung der breiten Masse zugänglich gemacht werden.

Wird uns Vätern nicht gerade deshalb Lust auf Nachwuchs gemacht, weil andere Väter in lustigen Videoclips die Werbelandschaft prägen? Wird unseren Frauen das Muttersein nicht gerade deshalb schmackhaft gemacht, wenn strahlende Kinderaugen das Vorabendprogramm unterbrechen? Haben wir nicht gerade deshalb den Mut, Vater zu werden, weil uns die Medien suggerieren, dass Vatersein etwas Phantastisches ist? Trauen wir es uns nicht gerade deshalb zu, für unsere Familien zu sorgen, weil die Medienlandschaft uns zeigt, dass wir es schaffen können? Wollen wir wirklich eine Medienlandschaft ohne Kinderfotos?

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