Generation Smartphone – wie viel Handy tut der Familie gut?

2020. Die ganze Nation ist mobil. Mobiles Internet ist überall zugegen und wo wir auch immer sind, halten wir das Smartphone in der Hand, um, wie es Tim Bendzko musikalisch aufgreift, 148 Emails zu checken, das Bankkonto per online Banking im Auge zu halten und natürlich die Aktivitäten aller Freunde in den sozialen Netzwerken zu verfolgen.

Außerdem kannst du als besorgter Vater mit einer Peilungs-App jederzeit kontrollieren, wo sich dein Kind rumtreibt. Alles live. Ja, das Smartphone ist eine geniale Erfindung, erleichtert unseren Alltag ungemein und bringt uns tagtäglich viele Nutzen. Da kann schon mal das eigene Kind in Vergessenheit geraten. Mit diesem Beitrag soll hinterfragt werden, wie viel Handy der Generation Smartphone eigentlich gut tut. Denn eins ist klar: Unser Umgang mit dem internetfähigen Handy beeinflusst das Medien- und Sozialverhalten unserer Kinder. Zum Besten?

Wie viel Smartphone tut der Familie gut?

Inspiration für diesen kritischen Artikel zum Thema Smartphone bot ein unlängst im SPIEGEL ONLINE erschienener Beitrag mit dem Titel „Liebe Eltern, legt das Smartphone weg“. Mit der Kampagne „Medien-Familie-Verantwortung“ will das Land Mecklenburg-Vorpommern Eltern bewusst machen, dass sie zu viel Aufmerksamkeit dem Handy mit Internetzugang widmen und die Kinder, insbesondere Kleinkinder, zu kurz kommen.

Für viele Eltern ist das Surfen im Web längst schon zur Sucht geworden, weshalb vor allem jüngere Eltern kaum mehr merken, dass der unkontrollierte Gebrauch von Smartphones mittlerweile sogar für Bindungsstörungen zwischen Kind und Eltern verantwortlich gemacht werden muss. Nicht nur die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen in Schwerin sehe dies so, sondern auch viele Erzieherinnen in Kindertagesstätten.

Eltern werden von Kitas gemaßregelt

Väter und Mütter halten das Mobiltelefon in der Hand, während sie das Kleinkind aus der Kindertagesstätte abholen oder morgens hinbringen. Statt Hilfe beim An- und Ausziehen von Schuhe, Jacke und Pantoffeln gilt die volle Aufmerksamkeit Facebook, Twitter und WhatsApp.

In Mecklenburg-Vorpommern hängen jetzt Plakate in den Kitas und so manche Kindertagesstätte hat bereits ein Verbot installiert. Smartphones sind in diesen Kindergärten und Tagesstätten nicht mehr erlaubt.

Smartphone könnte zum Streitthema werden

Grundsätzlich sollte jedes Elternteil in sich gehen und auch du solltest du darüber nachdenken, ob dein Smartphone-Konsum der Beziehung zwischen dir und deinem Kind schadet. Wenn du dein Kind in den Kindergarten bringst – hilfst du ihm beim Umziehen und verabschiedest du dein Kind in seine Gruppe, ohne dabei deinen aktuellen Status auf Facebook zu teilen?

Tobst du auf dem Spielplatz mit deinem Sohn zusammen oder sitzt du lieber abseits auf der Parkbank, um den Börsenkurs live zu verfolgen, während deine Tochter alleine das Radfahren übt?

Wie viel Handynutzung ist erlaubt?

Wie viel Smartphone kannst du dir als Vater erlauben, ohne dein Kind zu vernachlässigen? Diese Frage kannst wahrscheinlich nur du selbst beantworten. In der heutigen Zeit gehört es in der Businesswelt dazu, jederzeit erreichbar zu sein. Geschäftskunden wollen in der schnelllebigen Zeit nicht stundenlang auf deine Antwort warten.

Wen interessiert es schon, dass du eigentlich gerade auf dem Spielplatz bist oder dein Kind heute Geburtstag hat und jetzt deine Aufmerksamkeit will? Niemand. Außer dein Kind. Doch gibt dies dem Kindergarten das Recht, dich zu bevormunden? Dir zu sagen, wann und wo du dein Handy in der Hand haben darfst? Tut es der Beziehung zwischen Vater und Sohn bzw. Vater und Tochter gut, wenn Erzieherinnen dich kritisieren und maßregeln? Vor deinem Kind?

Indem man dir verbietet, das Mobiltelefon zu nutzen? Man kann geteilter Meinung darüber sein. Vielleicht bist du Handy-süchtig und musst wachgerüttelt werden. Oder gibt es wichtige Gründe für deinen gesteigerten Handkonsum?

Reflektiere dein Nutzerverhalten

Alles hat zwei Seiten und natürlich ist es nicht richtig, wenn du lieber auf Facebook bist, als dich um dein Kind zu kümmern. Ertappst du dich jetzt beim Gedanken, dass dies früher nie der Fall war, es sich jetzt aber unbemerkt immer mehr in dein Leben eingeschlichen hat und dein Kind wirklich zu kurz kommt, dann ändere das. Jetzt. Sofort.

Gibt es dringende berufliche Gründe, warum du in diesem Moment dein Mobiltelefon nicht zur Seite legen kannst, wenn dein Kind bei dir ist, musst du abwägen, was du tust. Immerhin ist der Beruf die Existenzgrundlage für deine Familie und schränkt häufig den eigenen Handlungs- und Entscheidungsspielraum ein.

Sind es keine beruflichen Gründe, die dich veranlassen, dem Handy, nicht aber dem Kind den Vorzug zu geben, solltest du dich jedoch fragen, warum das so ist. Fühlst du dich wohl in der Vaterrolle? Liebst du dein Kind? Welche Werte willst du ihm vermitteln? Bekommst du in den sozialen Netzwerken mehr Bestätigung? Oder hast du bereits die Erziehung deines Kindes in fremde Hände gegeben?

Wie macht man es als Vater richtig?

Männer und Technik – das gehört einfach zusammen. Und sowieso wird unsere Welt immer mehr von und mit Technologien bestimmt. Alles kein Grund, Smartphone und Internet zu verteufeln. Trotzdem sollte jeder das eigene Verhalten kritisch hinterfragen, wie viel Zeit

  • mit Handy in der Hand
  • am Computer
  • und am Telefon

dem Familienleben gut tut und ab wann Kinder sich zu recht vernachlässigt fühlen können. Dein Kind liebt dich und du bist im Normalfall sein Held. Ob du ein Junge oder ein Mädchen hast, spielt keine Rolle. Denn jedes Kind mag es, wenn der Papa mit ihm Fahrrad fährt, den Jungen zum Sportplatz begleitet oder dem Mädchen beim Reiten zuschaut.

Können Kinder sich sicher fühlen, dass Mama und Papa echtes Interesse haben und am Leben des Kindes nicht nur als „Aufseher“ oder Erziehungsberechtigte/r anwesend, sondern wirklich aktiv dabei sind, wächst eine enge Bindung zwischen Eltern und Kind heran.

Wie beeinflusst der Handykonsum das Bindungsgefüge?

Es geht um die emotionale Bindung zwischen deinem Kind und dir, die nicht nur durch bloße Anwesenheit und Aufpassen wächst, sondern durch das, was ihr miteinander erlebt. Umso mehr du die alltäglichen Dinge mit deinem Kind zusammen machst, desto enger wird das Bindungsgefüge Vater & Tochter bzw. Vater & Sohn sich verdichten. Ihr wachst als Team zusammen, habt jede Menge Spaß und ihr versteht euch fast blind.

Lernen, Sozialverhalten und Selbstbewusstsein

Indem du deinem Kind vorlebst, dass du Interesse an ihm hast und Anteil an seinem Leben nimmst, prägst du das Sozialverhalten deines Kindes auf absolut positive Weise. Du vermittelst deinem Nachwuchs, dass er wichtig für dich ist und das gibt allen Kindern ein gutes Gefühl. Außerdem wird das kindliche Selbstbewusstsein gestärkt und natürlich entstehen im Alltag gefühlte 1000 Situationen, in denen dein Kind sich etwas von deinem Verhalten abschauen kann, wenn du den Tag zusammen mit dem Kind gestaltest.

Durch die vielen Situationen der alltäglichen Interaktion mit deinem Kind förderst du insgesamt sein positives Sozialverhalten. Der Lerneffekt ist dadurch immens, da ihr den gesamten Tag am kommunizieren seid und du deinem Sprössling die Chance gibst, positives Verhalten von dir zu übernehmen. Geh also als bestens Beispiel voran!

Dein Kind wird zur Nebensache

Im Umkehrschluss kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn dein Kind nur neben dir an der Hand mitläuft, während du dein Smartphone in der anderen Hand hälst. Deine Tochter bzw. dein Sohn gewöhnt sich daran, still zu sein, nicht „stören“ zu dürfen und es hat das Gefühl, nur nebensächlich zu sein.

Die Folge: Das Kind ist entweder in sich gekehrt oder vollkommen aufgedreht, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Beides ist für seine Entwicklung nicht gut und faktisch verliert ihr den Draht zueinander, wenn das Handy wichtiger wird, als das eigene Kind.

Kinder und Smartphone – ebenso problematisch

Auch die jüngere Generation wächst mit dem Handy in der Hand auf. Ob man an der Bushaltestelle steht, vor der Schule parkt oder im Supermarkt an der Kasse ansteht: Überall sieht man Jugendliche und sogar Kinder, bei denen das Smartphone an der Hand bereits festgewachsen scheint. Wir gehen den Kids leider zu oft als schlechtes Beispiel voran, da die Kinder von uns gelernt haben, dass ein Handy immer dabei zu sein hat.

Die praktische Seite des Handys für Kids

Es steht vollkommen außer Frage, dass ein Mobiltelefon für Kids zahlreiche Vorteile hat. Sie können im Notfall einen Notruf absetzen, sie sind für uns erreichbar, die Handyortung lässt uns sorgenfreier sein, wenn die Kids alleine unterwegs sind und mobiles Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, die vom kostenlosen WhatsApp´en bis hin zum Anschauen der neuesten Musikclips auf YouTube und ClipFish reicht. An sich eine prima Sache. Aber auch hier gibt es die fatale Kehrseite.

Die Gefahren des Smartphones

Elektrosmog, Ablenkung bei der Teilnahme im Straßenverkehr, zu laute Musik, die den Ohren schadet – das sind die Bedenken, die es zu benennen gibt. Immer wieder hört man von explodierenden Akkus, Erhitzung des Gehirns, wenn ständig das Handy am Ohr klebt und spätestens, seit alle auf Pokemon-Jagd sind, ist auch das Bewusstsein entstanden, dass die Teilnahme im Straßenverkehr durch die Smartphone-Nutzung gefährlicher wird.

Doch dies sind noch lange nicht alle Bedenken, die einen Schatten auf die Mobiltelefonie und das mobile Internet werfen. Eltern wie auch Kinder und Freunde der Kids werden durch die unkomplizierte technische Möglichkeit dazu verlockt, Videos und Kinderfotos im Netz hochzuladen. Dies macht Spaß und kann vollkommen harmlos sein, birgt aber auch seine Gefahren.

Isolation und Verrohung durch Internet

Mit der smarten Handygeneration eröffnen sich jedem Handynutzer zahlreiche Möglichkeiten der Kommunikation. Freunde sind dank Internetflat immer online. Selbst während der Schulzeit oder während der Nachtruhe. Es wird gechattet, was das Zeug hält. Rund um die Uhr und bei jeder Gelegenheit.

Kids spielen auf dem Spielplatz kaum noch zusammen, sondern sie sitzen im Sandkasten, auf der Schaukel oder auf der Bank stumm nebeneinander – jedes mit dem Mobiltelefon in der Hand. Teenies unterhalten sich lieber per WhatsApp, anstatt sich persönlich mit dem Freund zu treffen und über Teenie-Themen zu quatschen.

Zuhause verziehen sich Jungs und Mädchen ins Jugendzimmer und isolieren sich zunehmend vom Familienalltag. Gesellschaftsspiele, der gemeinsame Austausch im Wohnzimmer auf dem Sofa und ähnliche soziale Zusammentreffen werden immer seltener. Der Preis: Das Sozialverhalten wird nachhaltig manipuliert und Kinder verrohen im Umgang mit anderen Menschen.

Generation Smartphone: Kids geraten außer Kontrolle

Für uns Eltern ist es immer ein Gratwandel, wie viel Freiheiten wir unseren Kindern gewähren, in welchem Maße wir sie kontrollieren und zu ihrem eigenen Schutz einschränken. Beim Zugang ins Internet ist dies nur noch bedingt möglich. Zuhause am PC können wir Jugendfilter einbauen und festlegen, auf welche Inhalte Kinder im Netz zugreifen dürfen und auf welche nicht. Am Handy ist dies kaum mehr machbar.

Die Kids erhalten Zugriff auf jugendgefährdende Inhalte, können nahezu ungehindert konsumieren, was jeder positiven Entwicklung zuwiderläuft.
Nachts liegen die Kids im Bett, chatten mit Freunden und am nächsten Morgen kommen sie nicht aus den Federn. Als Väter haben wir nicht unter Kontrolle, was die Kids sonst noch mit dem Handy machen. Weißt du, ob sich deine Tochter oder dein Sohn nachts heimlich Gewaltvideos oder Sexvideos reinzieht? Kannst du verhindern, dass dein Kind online Ballspieler zockt oder an einen Pädophilen gerät?

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