Sexuelle Aufklärung

Wenn gleich das Thema Sexuelle Aufklärung eins ist, das für viele Eltern nach wie vor unangenehm ist, kommst du als Vater nicht an diesem wichtigen Thema vorbei. Kinder und Teenager müssen zu ihrem eigenen Schutz altersgerecht aufgeklärt werden und lernen, für Intimpartner ebenfalls Verantwortung zu übernehmen. Es kann umfangreich darüber sinniert werden, wann und in welcher Form Kinder und Jugendliche aufgeklärt werden.

Wissenschaftler betrachten mitunter schon Säuglinge als sexuelle Wesen, während andererseits erst der Eintritt in die vorpubertäre Phase auf die bald eintretende Geschlechtsreife hinweist und sich die meisten Jungen und Mädchen erst dann für das andere bzw. das gleiche Geschlecht in sexueller Hinsicht interessieren. Obwohl Kindergärten und Schulen Sexualaufklärung betreiben, kommen Eltern trotzdem nicht an diesem pikanten Thema vorbei. Rund um die sexuelle Aufklärung gibt es viele Fragen, denen wir uns hier widmen wollen.

Frühe Aufklärung – ein umstrittenes Thema

In deiner Generation erfolgte die sexuelle Aufklärung meist in der weiterführenden Schule ab der 6. oder 7. Klasse. Inzwischen ist Sexualkunde bereits ein Thema im Kindergarten sowie in der Grundschule. Viele Kindergärten besuchen beispielsweise das Musikmärchen “Nase, Bauch und Po”, das im Rahmen der Kinderliedertour aufgeführt wird.
Es handelt sich dabei um ein Programm zur frühen Sexualaufklärung, herausgegeben von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Das Programm sorgte für ambivalente Diskussionen, denn diese Form der sexuellen Aufklärung erfolgt nach Ansicht zahlreicher Eltern – so Väter und Mütter darüber überhaupt Kenntnis erhalten – viel zu früh, könnte als Aufforderung zur Pädophilie missverstanden werden und insbesondere vertreten kritisierende Eltern und Experten die Auffassung, durch diese Sexualaufklärung könnten Kinder viel zu jung an sexuelle Aktivitäten herangeführt werden und die Kinder sexualisieren.

“Entdecken, schauen, fühlen” ist ein Teil dieser Sexualerziehung bereits im Kindergarten, die schon Kindergartenkindern Körpererfahrungen näher bringen soll. Einige Kindergärten halten eigens Kuschelecken bzw. Muschelräume bereit, in denen Kleinkinder sich sexuell betätigen können. Tendenziell ist dabei alles erlaubt, was das Kind will.

Schulische Aufklärung ebenfalls umstritten

Ebenfalls für Medienschelte sorgen bestimmte Aufklärungsthemen im Schulunterricht der Grundschulen, da sie als sexualisierend eingestuft werden können, wenn im Unterricht Arbeitsaufgaben weit über die rein wissenschaftlich-biologischen Unterrichtsinhalte hinausgehen und mit vielen privaten Erziehungskonzepten und Wertvorstellungen in Familien kollidieren.

Die sexuelle Aufklärung ist daher ein äußerst umstrittenes Thema, bei dem du dich unbedingt frühzeitig einklinken und mit deinem Kind möglichst oft sprechen solltest und das Gespräch mit der Schule (bei jüngeren Geschwisterkindern auch Kindergarten) suchen, damit du erfährst, wie dort Pubertät, Jugendsexualität und allgemein die Sexualität thematisch bearbeitet werden.

Was die sexuelle Aufklärung deines Kindes in Kindergarten und Schule angeht, hast du kaum Einfluss und kannst dich in der Regel lediglich durch die Teilnahme an Elternsprechtagen und Elternabenden über die Sexualerziehung dort informieren. Von diesen Möglichkeiten solltest du unbedingt Gebrauch machen, um zu wissen, wie dein Kind von außen an die Sexualität herangeführt wird.

Nimm als Vater Einfluss in die Sexualerziehung deines Kindes

Wann der richtige Zeitpunkt für das erste Vater-Sohn-Gespräch oder Vater-Tochter-Gespräch zur Sexualität ist, musst du letztlich für dich selbst entscheiden. Da du jedoch deinem Kind Werte vermitteln möchtest, die dir wichtig sind und von denen du überzeugt bist, dass sie der Entwicklung deines Kindes gut tun, kann die frühe Sexualaufklärung in erzieherischen sowie pädagogischen Einrichtungen dich unter einen gewissen Zugzwang setzen, wenn sie von deinen Vorstellungen abweicht.

Auf keinen Fall solltest du Aufklärung unbeobachtet Kindergärten und Schulen überlassen, sondern immer mit deinem Kind Aufklärungsgespräche führen. Dadurch kannst du ihm vermitteln, dass dein Kind keinesfalls schon mit 10, 12 oder 14 Jahren Sex haben muss, um cool zu sein. Je früher du dich mit der Aufklärung auseinandersetzt und je besser du dabei auf dein Kind achtest, desto wirksamer und schützender kannst du als Vater agieren.

Warum ist sexuelle Aufklärung von Kindern wichtig?

Du bist weder spießig noch verklemmt, wenn du der Meinung bist, dass deine Tochter niemals Sex haben sollte, denn als Vater willst du deine Tochter vor Liebeskummer, Verletzungen zu früher Schwangerschaft usw. beschützen. Allerdings weißt du auch, dass die Kleine irgendwann groß und erwachsen wird. Spätestens, wenn deine Tochter in die Pubertät kommt, wird dir das bewusst.

Bei deinem Sohn fällt es dir vermutlich viel leichter wahrzunehmen, dass er irgendwann seinen Körper durch Masturbation entdeckt, wohl bald eine Freundin haben wird und analog zur guten alten Briefmarkensammlung aus deiner Jugend dem Mädel seine PSP Spiele-Sammlung zeigen wird. Trotzdem hast du Sorge und willst sichergestellt wissen, dass dein Sohn nicht mit 13, 15 oder 17 ein Mädchen schwängert und sich sein Leben dadurch verkompliziert.

Ganz gleich ob Sohn oder Tochter: Dein Kind soll behütet an die Sexualität herangeführt werden, das Erste Mal in einem geschützten Rahmen und ohne Angst erleben. Aber auch ohne Folgen wie:

  • seelische Verletzungen
  • körperliche Verletzungen
  • Geschlechtskrankheiten
  • Schwangerschaft
  • sexueller Missbrauch

Insofern du dein Kind noch nicht mit 5, 7, 10 oder 12 aufgeklärt hast – spätestens dann, wenn dein Kind seinen ersten Schwarm hat, das erste Mal verliebt ist oder deutliche Zeichen der Pubertät erkennbar werden, stehen Aufklärungsgespräche an.

Sexuelle Aufklärung ist keine Thematik, die du in einem einzigen Gespräch mit deinem Kind erledigen kannst. Sexualaufklärung ist im Idealfall ein langwieriger Prozess, der

  • sich individuell am Reifegrad des Kindes orientiert,
  • das Kind in eine eigen- und fremdverantwortliche Sexualität führt
  • und auch das sexuell aktive Kind noch eine Weile begleitet.

Indem du die Sexualität nicht zum Tabuthema erklärst, sondern früh, altersgerecht und auf den Entwicklungsstand deines Kindes bezogen über Verliebtheit, Liebe, Beziehungen sowie Sexualität redest, desto leichter fällt dir das Gespräch mit deinem Kind, wenn es seinen Körper entdeckt, in die Pubertät kommt oder zum ersten Mal verliebt ist.

Du kannst dein Kind direkt fragen, ob es mit dem ersten festen Freund oder der ersten festen Freundin schon geküsst hat oder kuscheln möchte. Das ist ein guter Einstieg, um mit Tochter oder Sohn über Schwangerschaftsverhütung und ansteckende Krankheiten zu sprechen, die beim intensiven Körperkontakt übertragen werden.

Keinesfalls darfst du es unterlassen, beim ersten Aufklärungsgespräch über das Risiko von Geschlechtskrankheiten zu sprechen, weil du denkst, jungfräuliche Kinder könnten noch keine Geschlechtskrankheiten in sich tragen. Auch Jugendliche, die zum ersten Mal Sex erleben, müssen ein Kondom verwenden – selbst dann, wenn es für beide Teenager die erste sexuelle Erfahrung mit einem anderen Menschen ist.

Das Bewusstsein für den verantwortungsbewussten Umgang mit Sexualität kannst du nachhaltig prägen, indem du deinem pubertierenden Kind die wichtigen Informationen unverkrampft, verständlich und locker übermittelst. Die Sorge, dass sexuelle Aufklärung ein peinliches Tabuthema ist, brauchst du nicht haben. Da die Kids ohnehin aus Medien, Internet und Schule mit sexuellen Themen konfrontiert werden und bereits einen gewissen Wissensstand haben, wenn sie schon älter sind.

Wie beginnt man als Vater ein Aufklärungsgespräch?

Fällt es dir schwer, den Anfang zu machen, hilft dir vielleicht eine sich ergebende passende Gelegenheit. Das kann eine Werbung von Kondomen im Fernseher sein oder ein AIDS-Plakat, das ihr irgendwo entdeckt. Gerne lachen die Kinder verlegen, wenn sie mit Verhütungsmitteln oder Geschlechtskrankheiten in Form eines TV-Spots konfrontiert werden und Erwachsene dabei sind.

Du kannst dir fast sicher sein, dass dein Kind ohnehin schon neugierig ist, wenn es sich der Pubertät nähert oder mittendrin steckt. Während du deine Tochter noch mit Babie-Puppen spielen siehst oder dein Sohn im Teeniealter auf dem Spielplatz umher tobt und wie ein Kind, nicht aber wie ein sexuell heranreifender Mensch auf dich wirkt, haben heute nahezu alle 10-, 12- oder 14-jährige Kids im Internet schon das Eine oder Andere über die Sexualität gegoogelt. Lacht also dein Kind verlegen in einer Situation, kannst du dieses Lachen als Eröffnung für ein Aufklärungsgespräch nutzen. Hier ein paar Beispiele für dich:

“Warum lachst du? Du hast doch bestimmt schon mal gehört oder gelesen, dass Verhütung wichtig ist…”

oder

“Du, Kondome sind für deine Gesundheit wichtig, wenn du mit deinem Freund/deiner Freundin mehr als nur kuschelst…”

Auch, wenn ihr beiden erst einmal verlegen sein werdet, wirst du sehen, dass aufklärende Gespräche gar nicht so schlimm sind, wie du es als Elternteil vermutest. Übrigens kannst du dich mit anderen Eltern darüber austauschen, wie man in anderen Familien mit Sexualaufklärung umgeht.
Außerdem wird es dir immens helfen, wenn du dir bewusst vor Augen führst, dass du vornehmlich über die gesundheitlichen Belange sprechen wirst, die zuvörderst dem Schutz deines Kindes dienen.

Du besprichst keine Stellungen, sondern bereitest deine Tochter oder deinen Sohn lediglich sachlich auf eins der wichtigsten Themen überhaupt vor, indem du es aufklärst und ihm vermittelst, wie wichtig es ist, die Risiken zu kennen und wie es geschützt und sicher sexuelle Intimität mit einem zweiten Menschen erleben kann. Signalisierst du deinem Teenager dann auch noch, dass er in dir jederzeit einen vertrauenswürdigen Ansprechpartner hat, der bei Sorgen, Nöten, Ängsten und Fragen da ist, machst du alles richtig.

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