Stimmbruch mit 14, 15, 16, oder 17?

In der Pubertät durchlaufen Jungen wie Mädchen tiefgreifende Veränderungen. Eine hörbare Veränderung ist der Stimmbruch, den übrigens auch beide Geschlechter durchlaufen. Bei Mädchen wird die Stimme etwa zwei bis drei Töne tiefer und die Veränderung verläuft fließend und so nahezu unbemerkt. Bei Jungen kann die Stimmveränderung gleich eine Oktave umfassen und geht meist in Sprüngen vonstatten.

Stimmbruch –  der schwierigste Schritt vom Jungen zum Mann

In aller Regel beginnt der Stimmbruch zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr. Natürlich gibt es immer individuelle Abweichungen. Oft kündigt er sich an, indem die Bubenstimme ganz langsam dunkler wird. Junior räuspert sich öfters, er klagt über unklare Halsschmerzen oder wacht morgens schon einmal stimmlos auf, obwohl er gar nicht erkältet ist.

Oft ändert sich auch die Lautstärke, Kinder die eher leise Stimmen hatten, werden im Satz plötzlich laut, eher laute Kinder sprechen plötzlich auffallend leise. Das ist sozusagen der Stimmbruch vor dem Stimmbruch.

Was passiert beim Stimmbruch?

Bei beiden Geschlechtern wachsen die Stimmlippen in Länge und Dicke. Daher wird die Stimme tiefer. Bei Jungen wächst außerdem der Kehlkopfdeckel und der Adamsapfel bildet sich aus. Auch wird der Hals länger und die Kehle verlagert sich weiter nach unten. So sind die Stimmbildungsorgane näher am Brustkorb, was ebenfalls zur tieferen Stimme beiträgt.

Eigentlich ist bei Jungen diese Veränderung einfach nur in der Quantität größer, was zu eben dem massiven Phänomen Stimmbruch führt. Wenn Ihr Sohn Glück hat, wandelt sich die Stimme fließend vom Sopran oder Mezzosopran zum Tenor oder Bariton. Doch leider vollzieht sich der Stimmbruch meist nicht fließend und in einer Bewegung, sondern in „Sprüngen“. Dieses Ausrutschen der Stimme wird erzeugt, weil die sogenannten Stimmlippen nicht gleichmäßig wachsen. Das ist auch der Grund, warum dieses Phänomen mal mehr mal weniger stark auftritt.

Ausgelöst wird der Stimmbruch durch die steigende Testosteronproduktion. Zeitlich nahe ist oft auch der erste Bartflaum am Kinn des Jungen zu sehen. Oft tritt dann auch vermehrt die Pubertätsakne auf. Viele Väter werden sich noch erinnern: Mit Beginn des Stimmbruches wird es ernst, in der körperlichen und auch psychischen Umwälzung, die die Pubertät mit sich bringt. Auch die sichtbaren Veränderungen am Heranwachsenden werden jetzt sehr deutlich und gehen oft sehr schnell.

Zeiten großer Herausforderung

Dies gilt sicherlich für die Eltern, aber ebenso sehr auch für den Jungen. Im einen Moment ist er schon Mann, im nächsten wieder ein hilfloses Kind. Junior „tickt“ genau so, wie er sich anhört. In dieser Zeit schwankt das Selbstbild derart stark, dass die Kinder sich selbst durch Vergleiche mit Gleichaltrigen definieren. Kritik oder gar Mobbing tun jetzt besonders weh oder werden als Mittel zur Selbstaufwertung entdeckt.

Spätestens jetzt sind Sie als Vater gefragt. Signalisieren Sie Ihrem Sohn, dass Sie sehr genau und aus eigener Erfahrung wissen, was er gerade erlebt. Junior braucht jetzt jene Kombination aus Verständnis und Konsequenz, die ihm Sicherheit gibt und ihn auf Kurs hält. Die Erfahrung lehrt, dass die meisten Jungs es gar nicht schätzen, wenn der Papa jetzt mit erhobenem Zeigefinger und stundenlangen Vorträgen daher kommt. Unternehmen Sie stattdessen was mit Ihrem Sohn. Geben Sie Gesprächen Raum, sich zu entwickeln. Verlassen Sie sich darauf, die Frage: „Du Papa? War es bei dir auch so, dass….?“ kommt!

Seien Sie dann ehrlich. Sie helfen Ihrem Sohn nicht, wenn Sie sich als souverän und cool darstellen, als der starke Typ, der die Pubertät mit links genommen hat. Sind wir mal ehrlich, es stimmt auch nicht, oder? Wir waren auch irritiert darüber, dass Mädchen plötzlich so anders waren. Nicht mehr nur blöd, nicht mehr nur Kumpel, sondern irgendwie…verwirrend. Wissen Sie noch wie es war, als Sie das erste Mal ein Mädchen eindeutig sexuell begehrten? Diese Mischung aus Peinlichkeit und Erregung. Die Hilflosigkeit: Was, wenn sie es merkt? Und was, wenn sie es NICHT merkt?

Auch diese ersten eindeutig sexuellen Erlebnisse finden mit dem Stimmbruch statt. Spätestens jetzt wird es Zeit, über Verhütung zu sprechen. Vermutlich wird Ihr Sohn Ihnen sehr konkrete Fragen zum Thema Sexualität stellen. Das ist ein Zeichen des Vertrauens. Und auch eine Herausforderung an Sie. Je nachdem, wie Sie nun reagieren, werden Sie die Sexualität des heranwachsenden Mannes erheblich mit prägen.

Papa wird zum besten Kumpel

Ab jetzt nehmen Sie im Erleben Ihres Sohnes eine Sonderstellung ein. Seine Freunde sind mal cool mal einfach nur nervtötend aber Sie sind immer der Vater. Sie werden zu einem wichtigen Ruhepol, wenn Sie eine Wandlung akzeptieren: Die nämlich vom Vater zum besten und ältesten Kumpel. Der, mit dem man über alles reden kann, oder der genau weiß, wann man einfach zusammensitzt und schweigt.

Auch Ihr Blick auf Ihren Sohn wird und muss sich ändern: Er ist jetzt kein Kind mehr sondern ein junger Mann.
Die zunehmende Selbstständigkeit, der Drang und auch die Notwendigkeit, eigene Erfahrungen und auch eigene Fehler zu machen, ist für Eltern von pubertierenden Kindern eine gleichermaßen große Herausforderung. Mal brauchen sie Nähe und Trost, mal einen abgeklärten Rat. Was ist denn nun wann angesagt?? Reagieren Sie! Lassen Sie sich von Ihrem Sohn zeigen, was er braucht. Und nehmen Sie den Impuls so, wie er kommt. So entsteht Vertrauen: Durch das Wissen, dass Junior immer so genommen wird, wie er sich gerade gibt.

„Die Deppen in der Schule….

…haben ständig was zum Lachen, wegen der Stimme, die nicht gehorchen will!“ Früher oder später werden Sie das hören. Leider gibt es immer noch Lehrkräfte, die, um höflich zu bleiben, menschlich etwas ungeschickt reagieren, wenn die Pubertät in die heiße Phase geht. Da wird schon einmal der Junge im Stimmbruch der Lächerlichkeit preisgegeben oder bestraft für Dinge, für die er gar nichts kann.

  • Hier ein paar Fakten zum Stimmbruch:
  • Der eindeutig hörbare Teil dauert meist etwa ein halbes Jahr.
  • Der Stimmbruch ist ein anerkannter Grund für eine Freistellung vom Gesangsunterricht in der Schule.
  • Für manche Jungen ist die Lautstärke der Stimme aus anatomischen Gründen tatsächlich nicht sicher kontrollierbar. Dies könnte etwa bei Referaten oder Vorträgen relevant werden.
  • Der Stimmbruch wird auch Stimmwechsel oder Mutation genannt.
  • Oft empfohlene „Unterstützung“ durch Logopäden oder auch Medikamente ist sinnlos.

Stärken Sie Ihren Sohn mit dem Hinweis, dass die anderen Jungs in der Klasse in etwa im gleichen Alter sind. Sollten die noch nicht im Stimmbruch sein, ist das nur eine Frage der Zeit. Junior allerdings wird das Meiste dann schon hinter sich haben. Sagen Sie ihm, was tatsächlich passiert: Er wird zum Mann.

„Geheimtipps“ für Deinen Sohn

Es gibt ein paar Tricks, mit denen man die gleitende Stimme ein bisschen austricksen kann:

  • Junior sollte nach eigenem Empfinden eher leise sprechen. Dann hat er am meisten Kontrolle über die Stimme.
  • Bonbons gehören jetzt zur Grundausstattung. Bitte zuckerfrei, denn er wird sehr schnell merken, dass auch unangenehme Gefühle im Hals wie Stechen oder Kratzen gelindert werden, wenn er ein Bonbon lutscht.
  • Kurze Sätze mit Atempausen sorgen dafür, dass sich die Stimmbildungsorgane wieder ausrichten und befeuchtet werden. So klingt die Stimme scheinbar gleichmäßiger.
  • Viele Jungs überspielen Unsicherheit beim Sprechen durch Räuspern. Häufiges Räuspern macht die Stimme noch „rutschiger“. Besser den Satz unterbrechen, Luft holen, weiter sprechen.
  • Das Ausrutschen der Stimme kann auch durch Muskelspannung oder Pressen nicht verhindert werden, im Gegenteil. Je entspannter Junior spricht, umso kleiner sind die „Ausrutscher“.
  • Ganz wichtig: Jeder der lacht, ist entweder neidisch oder unsicher, wie er reagieren soll. Am Besten ignoriert Junior dumme Sprüche oder schiefes Grinsen des Gegenübers einfach.

Stimmbruch! Und sonst so?

Rund um den Stimmbruch können noch einige andere „Symptome“ auftreten. Wie gesagt, die Entwicklung ist nicht krankhaft, kann aber durchaus mit dem einen oder anderen Unwohlsein auch bei Jungs verbunden sein.
Die meisten Jugendlichen fangen in der Pubertät an, sehr schnell zu wachsen. Das kann zu verschiedenen Beschwerden führen, die belastend aber nicht unbedingt ernst sind:

  • Kreislaufbeschwerden
  • Gliederschmerzen
  • dauernde Müdigkeit
  • Schwankungen im Appetit
  • heftiges Schwitzen
  • besonders unangenehm: Schmerzen und Überempfindlichkeit in den Hoden

Als Faustregel gilt: Alle diese Beschwerden dürfen ein paar Tage bis zu einer Woche vorhalten. Dauert es länger oder leidet Junior, sollte ein Arzt zur Rate gezogen werden. Alle Beschwerden sind meist auf ein schnelles, schubweises Wachsen zurückzuführen. Wenn sich der Hormonspiegel einreguliert hat, hört dieser „Spuk“ sehr schnell wieder auf.

Wenn die Sporttasche zu Ohnmachtsanfällen führt

In der schnellsten und intensivsten Phase der Pubertät, in die auch der Stimmbruch gehört, findet auch eine weitere große Herausforderung für Junior und Familie statt: der Wandel der Körperchemie. Vermutlich kennen Sie jene Karikaturen, bei denen jemand in ABC-Vollschutzkleidung antritt….um Teenie-Turnschuhe vor die Tür zu stellen. Tatsächlich entwickeln sowohl Jungen als auch Mädchen in dieser Zeit teils sehr intensive Körpergerüche, die ihnen selbst am unangenehmsten sind.

Hier ist Taktgefühl angesagt und ein Ausflug in die Drogerie, um ein wirkungsvolles und natürlich cooles Deodorant auszusuchen.
Wenn Ihr Sohn sehr stark schwitzt, können Deos mit Silberjodid helfen. Es gibt auch Socken, in die Silberfäden eingewebt sind und die so deutlich geruchshemmend wirken. Ansonsten hilft nur: Geduld und das Verdrängen des Gedankens an die Wasserrechnung, denn Junior wird selber sehr oft duschen wollen. Tipp: Wenn Junior im Sportverein ist, kaufen Sie ihm eine Dusch-Boxershort!

Viele Jungs entwickeln in der Pubertät ein ausgeprägtes Schamgefühl und wollen sich vor anderen Jungs eine Weile nicht nackt zeigen. Das vergeht wieder, doch die Monate, in denen das so ist, können Monate sein, in denen nach dem Sport einfach nicht geduscht wird. Gleiches gilt für den Schulsport.

Goldener Rat: „Es geht vorbei!“ 

Das „Schreckgespenst Pubertät“ hat Ihre Familie spätestes dann heimgesucht, wenn Junior in den Stimmbruch gerät. Manche Jungen werden dann sehr anhänglich und suchen viel Nähe. Andere werden zur wandelnden Nervensäge und erfüllen sogar noch ein paar mehr Klischees über Pubertierende, als die gemeinhin bekannten. In beiden Fällen gilt: es ist nur eine Frage der Zeit.

Wenn die Pubertät vorbei ist, ist Ihr kleiner Bub nicht mehr da. Ihr Sohn ist dann ein Mann, so wie Sie. Und wenn es bei diesem Gedanken in Ihrer Kehle zwickt und Ihre Augen feucht werden, ist das nicht unmännlich, sondern Ihr Anteil an der Pubertät. Ja, liebe „Co-Papas“, wir pubertieren nämlich auch! Sie sind dann nicht mehr der Vater vom gefürchteten Torjäger der U10 oder des cleveren, charmanten Buben, Sie werden zum Vater eines erwachsenen Sohnes. Er wird Karriere machen, eine Familie gründen und…er wird nie wieder auf Ihrem Schoß sitzen und so tun, als würde er auch Zeitung lesen.

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