Freiwilliges Jahr, Auslandsaufenthalt

Als Freiwilliges Jahr wird in Deutschland sowie in Österreich ein Freiwilligendienst junger Menschen bezeichnet, die bereits die volle Schulzeit erfüllt, aber das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Unterschieden wird in Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) sowie Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ).

Die Dauer beträgt je nach Einsatzstelle zwischen 6 und 12, teilweise aber auch bis zu 18 Monaten. Absolviert werden kann der freiwillige Dienst entweder in Deutschland resp. Österreich und sogar im Ausland (Freiwilliges Auslandsjahr). Freiwilligendienste sind wesentlicher Teil ehrenamtlichen Engagements und werden daher nur gering vergütet (Taschengeld). Zuzüglich zur Vergütung werden Sozialbeiträge durch anerkannte Träger übernommen, so dass die jugendlichen Teilnehmer während des Jahres ihrer freiwilligen Tätigkeit sozial abgesichert sind.

Warum macht man ein Freiwilliges Soziales Jahr?

Absolventen haben zwar Verpflichtungen, aber auch zahlreiche Vorteile durch die freiwilligen Dienste. Die Idee des Freiwilligendienstes geht auf das Diakonische Werk und das Jahr 1954 zurück, als Diakonie-Leiter Hermann Dietzfelbinger zum Freiwilligen Diakonischen Jahr aufrief, damit junge und gesunde Menschen selbstlos und ohne Bezahlung etwas für Pflegebedürftige und Kranke tun. Das Modell machte Schule und so wurde später das Freiwillige Soziale Jahr gesetzlich anerkannt und gefördert.

Heute sind die Freiwilligendienste junger Erwachsener eine gute Option, wenn sie noch nicht sicher sind, welche berufliche Richtung sie einschlagen wollen. Nach Abschluss der Schule und nach dem Abitur bietet sich das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr als Orientierungsphase oder zur Überbrückung an. So kann der junge Erwachsene in verschiedene Berufe reinschnuppern oder aber die Wartezeit bis zur Aufnahme in die weiterführende Schule überbrücken. Auch junge Menschen, die erst ein bestimmtes Alter erreichen müssen, um sich zu bewerben, können mit FSJ und FÖJ sinnvoll die zeitliche Lücke schließen.

Außerdem profitieren die Teilnehmer in weiteren Bereichen durch das Freiwillige Jahr, da sie im Entfaltungsjahr zwischen Schule und Beruf oder Studium einerseits menschlich heranreifen, die eigene Persönlichkeit sich ausbildet und das FSJ sowie das FÖJ sich positiv im Curriculum vitae macht. Wer soziales oder ökologisches Engagement auf Basis eines Freiwilligenjahres unter Beweis stellt, gilt als engagiert und ambitioniert. Absolventen, die das FSJ im Ausland durchführen, lernen Sprache und Kultur ihres Gastlandes kennen und werten dadurch ebenfalls ihren Lebenslauf auf.

Rechtliche Aspekte von FSJ und FÖJ

Mögliche Träger für Freiwilligendienste

Das Jugendfreiwilligendienstegesetz, kurz JFDG, regelt die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das FSJ / FÖJ wird von zugelassen Trägern wie

  • Religionsgemeinschaften
  • Wohlfahrtsverbänden
  • Bund
  • Länder
  • Gemeinden

durchgeführt und ermöglicht jungen Menschen die Teilnahme im

  • Sportbereich (z. B. Sportverein, Sportverband, Bewegungskindergarten)
  • Kulturbereich (z. B. Rundfunk, Fernsehen, Theater, Museum)
  • sozialen Bereich (z. B. Krankenhaus, Altenheim, Pflegeheim, Sozialdienst)
  • ökologischen Bereich (z. B. Umweltbildung, Wissenschaftlicher Umweltschutz, Tierschutz)

sowie

  • in der Denkmalpflege (FJD) (z. B. Denkmalpflege, Handwerksbetriebe, Planungsbüros)
  • in der Politik.

Vergütung Freiwilliges Soziales Jahr & Finanzielles

FSJ und FÖJ werden auf geringer Basis vergütet. Die Vergütung entspricht einem Taschengeld, das Fahrtkosten, Verpflegung und Unterkunft sicherstellen soll, insofern Verpflegung und Unterkunft nicht gestellt werden. Bei Kost & Logis handelt es sich um Leistungen, die nicht von jedem Träger gestellt bzw. vergütet werden müssen. Die exakte Höhe der Vergütung hängt von Träger und Einsatzort ab; wird zudem durch das Jugendfreiwilligendienstegesetz auf einen bestimmten Betrag begrenzt. Das Taschengeld während dem Freiwilligen Jahr kann ungefähr zwischen 50 und 350 Euro pro Monat reichen. Bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres besteht Kindergeldanspruch. Junge Menschen, die ein Freiwilliges Jahr absolvieren, erhalten durch den Träger Versicherungsschutz (Krankheit, Pflege). Der Träger zahlt für den Teilnehmer die gesamten Kosten für die Sozialversicherung. Das FSJ wird bei der Altersvorsorge angerechnet.

Wie kommt man an Freiwilliges Soziales Jahr?

Interessiert sich dein Kind dafür, ein FSJ zu absolvieren, muss es eine kurze Bewerbung schreiben und an den Träger seiner Wahl senden. Es gibt keine zentrale Bewerbungsstelle, so dass interessierte Jugendliche sich eigenständig einen Platz und Träger suchen müssen. Eine Liste von Trägern für Jugendfreiwilligendienste im In- und Ausland hält das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für Interessierte bereit.

http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Freiwilliges-Engagement/fsj-foej.html

Das Bewerbungsschreiben für das Freiwillige Soziale Jahr kommt dem Prozedere einer Bewerbung um eine Ausbildungsstelle gleich und sollte dem Träger mitteilen, welche Beweggründe für die Bewerbung verantwortlich sind. Wichtig ist, dass du dich mit deinem Kind frühzeitig informierst, wann die Bewerbungsfristen ablaufen. Diese können bereits 12-9 Monate vor Arbeitsantritt enden. Nur bei wenigen Ausnahmen (“Flexible Freiwilligenarbeit”) endet die Bewerbungsfrist zwischen 3 Monaten und 2 Wochen vor Arbeitsantritt. Die Fristen für den Eingang der Bewerbung werden von den anerkannten Trägern festgelegt, ebenso, wie die Vorbedingungen, die der Jugendliche erfüllen muss.

Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland

Das FSJ im Ausland ist ebenfalls an die Altersgrenze (16 bis 27 Jahre) geknüpft. Jugendliche und junge Erwachsene müssen darüber hinaus körperlich wie auch psychisch belastbar sein und ideal sind Fremdsprachenkenntnisse. Ausländische Einsatzstellen können beispielsweise in Afrika, Lateinamerika oder Asien liegen. Der Auslandsaufenthalt führt also oft in problematische Regionen und hat nichts mit „Urlaubsfeeling“ zu tun. Rechtliche Anerkennung des Auslandsaufenthaltes ist nur dann möglich, wenn der Träger in Deutschland als solcher zugelassen ist. So ist auch sichergestellt, dass Kosten sowie soziale Absicherung für den Freiwilligen durch den Träger übernommen werden.

Mittlerweile wurden nahezu alle FSJ Stellen im Ausland abgebaut, jedoch durch Auslands-Freiwilligendienste ersetzt, die im Wesentlichen ähnlich aufgebaut sind. Kaum ein Träger kann die Kosten für den freiwilligen Auslandsdienst alleine stemmen, so dass der Freiwillige sich um Bezuschussung durch einen selbst aufgebauten Spendenkreises bemühen muss.

Welche Arbeiten macht man im Freiwilligendienst?

Aufgaben Freiwilliges Soziales Jahr

Während dem FSJ steht das praxisnahe Arbeiten im Vordergrund. Welche Tätigkeiten zu verrichten sind, hängt davon ab, für welchen Träger und welche Stelle sich der Jugendliche entscheidet. Zum FSJ in der Kultur gehört beispielsweise das Produzieren einer Radiosendung oder das Gestalten eines Bühnenbildes. Typische Einsatzorte sind Radiosender und TV-Sendeanstalten sowie Theater und Museen, so dass im kulturellen FSJ auch andere Arbeiten wie etwa das Ausstellen von Exponaten anfallen. Das Freiwillige Soziale Jahr mit Kindern und Jugendlichen gewährt den Teilnehmern Einblicke in die Pädagogische Arbeit.

Von Hausaufgabenbetreuung über Freizeitgestaltung mit Heimkindern bis hin zur Organisation von Ferienspielen sind praxisorientierte Tätigkeiten möglich. Soziale Arbeit mit älteren Menschen ist auch ein Teilbereich der FSJ. Teilnehmer unterstützen Altenpfleger oder Fachkräfte im Pflegedienst bei der ambulanten oder stationären Versorgung älterer Menschen. In ähnlicher Weise erfolgt das Freiwillige Soziale Jahr mit Menschen mit Behinderung. Hier bringen die Freiwilligen ihr soziales Engagement ein, die Versorgung behinderter Menschen zu gewährleisten und die Freizeit gemeinsam mit Betroffenen zu gestalten, um ihnen besseren Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe zuteil werden zu lassen. Als Einsatzorte kommen Wohnheime, Werkstätten und Sonderschulen in Betracht.

Aufgaben Freiwilliges Ökologisches Jahr

1991 wurde das Freiwillige Ökologische Jahr eingeführt, welches ehrenamtliches Engagement mit Sensibilisierung für mehr Umweltbewusstsein vereint. Typische Stellen für das FÖJ sind:

  • Landschaftspflege
  • Forstpflege
  • Naturschutz
  • Ökologische Landwirtschaft
  • Gartenbau
  • Tierpflege
  • Umweltbildung
  • Betrieblicher Umweltschutz
  • Umweltschutz

Die Einsatzmöglichkeiten sind im Freiwilligen Ökologischen Jahr ebenfalls äußerst vielseitig. Die Arbeiten reichen von Müll auflesen über das Pflegen von Baumbeständen bis hin zum Zählen von Orchideen. Tiere werden versorgt, Hecken geschnitten oder im Rahmen der Umweltbildung Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch Seminare, Führungen und Lehrmaterial sensibilisierend an den Umweltschutz herangeführt. Auch Einsätze in Umweltbüros sind denkbar, wobei die Teilnehmer beispielsweise im Labor Schadstoffe untersuchen oder bei Informationsveranstaltungen wertvolle Vorarbeit leisten.

FSJ – Ausbeutung oder wirklicher Nutzen?

Freiwillige arbeiten in der Regel 5 Tage die Woche und müssen pro Arbeitstag 8 Stunden Leistung erbringen. Häufig ist zu lesen, dass Freiwillige auch deutlich mehr Arbeitsstunden pro Woche absolvieren müssen und dabei das Arbeitspensum hoch ist. Das Taschengeld ist so oder so gering, angesichts der Arbeitsleistung. Doch beim FSJ, ebenso wie beim FÖJ oder beim Auslandsjahr, geht es nicht um Arbeitsleistung gegen angemessene Bezahlung, sondern um den sozialen und ehrenamtlichen Charakter.

Engagierte Jugendliche erklären sich bewusst bereit, ohne adäquate Bezahlung ein Jahr ihrer Jugend für die Gesellschaft einzusetzen und im Gegenzug dafür erhalten sie eine lehrreiche und intensive Zeit, um die Kindheit hinter sich zu lassen und erwachsen zu werden. Die gesteigerte Bereitschaft, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen ist ein wesentlicher Aspekt der Jugendfreiwilligendienste und soll nachhaltig die Jugendlichen gestärkt und mit mehr Verantwortungsbewusstsein in die Erwachsenenwelt entlassen.

Nicht nur die soziale Entwicklung wirkt sich positiv aus, sondern auch das praktische Lernen. Jugendliche suchen sich eine Stelle aus, von der sie glauben, dass diese Zukunftsperspektiven eröffnen könnte. Das gelingt nicht in jedem Fall, doch sehr oft haben die Bewerber ein gutes Gespür erwiesen und sind später genau dort gelandet, wohin bereits zuvor das Freiwillige Soziale oder das Freiwillige Ökologische Jahr geführt hat.

Insofern man überhaupt die Frage beantworten muss, ob sich FSJ und FÖJ rentieren, kann einzig mit eindeutigem “Ja” geantwortet werden, wenngleich der Lohn für das Durchhalten ein anderer ist, als der geldwerte Vorteil. Wer sich freiwillig und über einen langen Zeitraum sozial engagiert, der hat zweifelsfrei rühmliche Lorbeeren gesammelt, die bei jeder späteren Jobsuche sich als äußerst vorteilhaft erweisen werden. Die Freiwilligenarbeit ist somit eine lohnenswerte Investition in die eigene, aber auch gesellschaftliche Zukunft.

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