Erziehung Jugendlicher

Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.

Über die Phrase denken vermutlich alle Elternteile nach, wenn das Kind größer wird, die Pubertät ihre Höhepunkte erlangt und die Erziehung des Teenagers zumindest phasenweise eher einem Machtkampf gleicht. Dass die Sorgen und Probleme mit zunehmendem Alter des Kindes wachsen, lässt sich so einfach nicht bestätigen. Jedenfalls verändert sich das Verhältnis zwischen Vater, Mutter und Nachwuchs; die Erziehung erfordert neue Strukturen und Denkansätze. Das Kind sieht nicht mehr automatisch in Papa den Superhelden. Die Mama ist nicht mehr die Frau, die man später heiraten will. Im Teenageralter neigen Teens dazu, alles besser zu wissen, als Erwachsene. Eltern sind vollkommen oldschool und spießig. Es kommt häufig zu Streit und Unverständnis – auf beiden Seiten.

Warum streiten Teenager so viel mit Eltern?

Das Streiten mit Vater und Mutter ist ein wichtiger Bestandteil des Autonomiebestrebens Heranwachsender. Als Kleinkind hatte dein Kind keine Zweifel an deinem Wissen. Du konntest ihm die absurdesten Antworten auf die phantastischsten Kinderfragen geben – dein Kind hat dir alles geglaubt und du warst viele Jahre DER Held deiner Tochter oder deines Sohnes. Heute weiß Tochter oder Sohn alles besser. Selbst wenn das Kind noch so Unrecht hat – es hat einfach immer Recht. Seiner Meinung nach.

Streiten stärkt das Durchsetzungsvermögen

Vater und Mutter müssen das Loslassen lernen. Der/die Jugendliche nimmt jetzt immer mehr Einfluss auf den eigenen Lebensweg und prägt seinen eigenen Willen zunehmend aus, um ihn durchzusetzen. Diese Entwicklung birgt jede Menge Konfliktpotenzial in sich, was an sich gut für den Reifeprozess ist, solange zumindest in grundlegenden Dingen der Teenager noch für Erziehung zugänglich ist. Manche Jugendliche zeigen bereits zwischen 14 und 18 eine ausgeprägte Reife, so dass sie eigenständig, zuverlässig und weitestgehend problemlos sind. Doch dies ist nicht die Regel.

Bei Eltern-Teenager-Konflikten sammelt der Heranwachsende wertvolle Erfahrungen. Dem Teenie gelingt es, sich durchzusetzen und gewinnt Erfahrung darin, wie man für sich wichtige Ziele erreicht. Aber der Teenie wird auch an die Grenzen der elterlichen Geduld stoßen und dadurch lernen, dass man nicht immer mit dem Kopf durch die Wand rennen kann und dass sich nicht alles um den eigenen Willen dreht.

Streitereien können eigene Grenzen aufzeigen

Die meisten Streitereien zwischen Eltern und Teenager werden beigelegt. Mal „gewinnen“ Vater und Mutter, mal schafft es der/die Jugendliche, sich durchzusetzen. Letzteres nicht immer zum eigenen Vorteil. Wer gegen jedweder Vernunft mit dem Kopf durch die Wand will, holt sich gelegentlich Beulen und blaue Flecken.

Erziehung ist auch, dass du als Vater deinem Kind Fehler „erlaubst“ und es dafür selbst geradestehen muss. Die meisten Teens brauchen eine umfangreiche Fehler-Sammlung, bis sie in der Lage sind, künftig besser eigenes Handeln abzuwägen. Die Konflikte entstehen oft in Intervallen. Wochen und Monate voller Auseinandersetzungen folgen Phasen, in denen Familienfrieden herrscht – bis zum nächsten Knall. Insbesondere dann, wenn es für Jugendliche gut läuft, neigen viele Teenager dazu, übermütig zu werden. Dann bahnt sich die nächste Streitphase an.

Unterschiedliche Erziehungsstile – welcher ist der beste?

Die Pädagogik kennt diverse Erziehungsstile, die von streng-autoritärer Erziehung bis hin zu Laissez-faire reichen. Je nach bevorzugtem Stil werden Kinder und Jugendliche mit Kontrollen und Strafen erzogen, dann spricht man von permissiver Erziehung.

Andere Elternteile bringen für das Kind – und nahezu alles, was es tut – ein sehr hohes Maß an Verständnis auf. Bei autoritativer Erziehung nehmen Eltern sehr viel Einfluss durch Kontrolle und Strenge. Manche Eltern erziehen vernachlässigend. Das Kind läuft „nebenbei“ mit und bekommen insgesamt wenig Zuwendung. Autoritäre Erziehung wirkt aggressiv, kennt fast nur Strenge und hemmt die Entwicklung adäquater sozialer Kompetenz.

Laissez-faire bedeutet fast schon gar keine erzieherischen Maßnahmen, da das Kind bzw. der Jugendliche autonom handeln kann und seinen Willen somit immer durchsetzt.
Jugendliche brauchen trotz ihres wachsenden Autonomiebestrebens Regeln, Grenzen. sowie einen geschützten Rahmen, der ihnen Halt gibt. Eine pauschale Empfehlung zu einem bestimmten Erziehungsstil ist nicht sinnvoll. Vielmehr wissen erfahrene Pädagogen, dass zu viel Strenge ebenso problematisch ist, wie Laissez-faire. Die beste Art zu erziehen, ist vermutlich ein flexibler Mittelweg, der situationsangepasst angewandt wird.

Was ist der gesunde Mittelweg bei Erziehung Jugendlicher?

Eltern müssen sich auch im schwierigen Jugendalter nicht von ihren Kindern auf der Nase herumtanzen lassen. Grundlegende Regeln, die es seit jeher in der Familie gab, werden im Wesentlichen erhalten – auch in der Pubertät. Dein Teenager sollte aber eigene Meinungen vorbringen und mit dir in bestimmten Bereichen verhandeln dürfen, damit sich Tochter oder Sohn allmählich mehr Freiheiten aushandeln kann.

Das Verhandeln, logische Argumentieren und mit sachlichen Gründen überzeugen, damit Papa und Mama feste Regeln lockern und bestimmte Grenzen aufheben, kann ein sehr guter Ablauf innerhalb des Reifeprozesses sein, wenn Eltern nicht zu früh einwilligen, aber auch nicht zu viel Macht an den Tag legen und der Jugendliche keine Chance hat, mit echten Argumenten mehr (altersgerechte) Freiheiten auszuhandeln.
Ein Beispiel ist die das Konfliktthema, wie lange Heranwachsende am Wochenende oder bei einer Party draußen bleiben dürfen.

Der Gesetzgeber sieht dafür je nach Alter bestimmte Uhrzeiten vor. Diese können zwar als Grundlage in deiner Familie herangezogen werden. Vielleicht gehörst du aber auch zu den Eltern, die aus Sorge diese gesetzliche Freiheit einschränken, so dass dein Kind früher zuhause sein muss, als der Gesetzgeber es erlaubt. Mit zunehmendem Alter kannst du deinem Sohn bzw. deiner Tochter mehr Freiraum gewähren, wenn dein Kind dich mit sachlichen Argumenten überzeugt, eine halbe oder ganze Stunde länger wegbleiben zu dürfen.

Erfolgreiche Strategien verankern

Erziehung ist ein Lerneffekt. Indem du deinem Kind positives Verhalten vermittelst, kannst du seine Entwicklung positiv beeinflussen. Kommt dein Kind mit negativem Verhalten weiter, wirkt sich das negativ auf seine Entwicklung aus. Ein wichtiger Teil der Erziehung von Jugendlichen ist es, gewünschte erfolgreiche Strategien als Verhaltensmuster zu etablieren und zu verankern; schlechte Strategien möglichst aus dem Verhaltensinventar zu verbannen. Nachfolgend ein Beispiel.

Die meisten Teenager sind äußerst geduldig darin, immer und immer wieder die gleiche Frage zu stellen. Sie wiederholen sich so lange, bis Vater oder Mutter entnervt nachgeben und der Teenie seinen Willen durchgesetzt hat. Der Lerneffekt für den Heranwachsenden:

„Ich muss nur lange genug nerven, um mein Ziel zu erreichen!“

Wenn du in einer solchen Situation nachgibst, konditionierst du dein Kind auf schlechtes Verhalten. Viel besser ist es, wenn du ihm klar machst, dass „nerven“ nicht zum Erfolg führt, sondern es dich sachlich und mit guten Argumenten überzeugen soll. Bleibst du konsequent, wird dein Sohn/deine Tochter sich damit auseinandersetzen, wie es dir gegenüber argumentieren kann, um länger auf der Party bleiben zu dürfen. Bringt es gute Argumente vor, kannst du das Zeitfenster eine halbe oder ganze Stunde verlängern und dein Kind wird daraus einen positiven Lerneffekt ziehen. Es hat sich während der Verhandlungen mit dir reif und (fast) schon erwachsen verhalten, sich Gedanken gemacht und der Lohn für dieses positive Verhalten ist zusätzlicher Freiraum.

Wichtig ist, dass der Junge oder das Mädchen nicht nur eine Lockerung der Regeln aushandelt, sondern sich auch an die Vereinbarungen hält, die ihr zusammen getroffen habt. Werden Vereinbarungen nicht gehalten, müssen logische Konsequenzen folgen. In diesem Fall: Bei der nächsten Party gibt es keinen Verhandlungsspielraum und du gibt die Uhrzeit vor, wann Tochter/Sohn zuhause sein muss.

Zusammen Lösungen vereinbaren

Dieses Beispiel kannst du auf viele Situationen in deinem Familienleben übertragen. Sei es darum, dass dein Jugendlicher unbedingt ein teures Handy will, das Jugendzimmer neu renoviert haben möchte oder … Je älter dein Nachwuchs ist, desto vernünftiger und erwachsener könnt und sollt ihr miteinander reden.

Teenager sollten einbezogen werden, wenn es um sie betreffende Entscheidungen geht. Auch sollten sie zunehmend mehr Verantwortung übernehmen dürfen, denn jede Aufgabe, die gut gelöst wird, vermittelt wertvollen Erfahrungsschatz und stärkt das Selbstbewusstsein des Teenagers. Jugendliche wollen auch mehr Verantwortung tragen. Zum Beispiel, wenn sie die Wände im Jugendzimmer selbst gestalten wollen. Als Vater kannst du dann mit dem Teenie Lösungen vereinbaren, ihm erklären, wie richtig tapeziert und gestrichen wird – und den Rest deinem Kind überlassen.

Ein guter Mittelweg: Du erlaubst zuerst die Umgestaltung einer Wand. Wenn deine Tochter oder dein Sohn diese Wand ordentlich macht, dürfen auch die übrigen Wände gestaltet werden.

Indem du deinen Nachwuchs auf diese Weise einbeziehst und ihm Verantwortung überträgst, kann der Heranwachsende Einfluss auf das familiäre Zusammenleben und wichtige Entscheidungen nehmen. Soweit es vertretbar ist, kannst du auch falsche Entscheidungen zulassen und deinem Kind „kontrolliert“ das Lernen anhand unangenehmer Konsequenzen als Folge von Fehlentscheidungen ermöglichen.

Erwachsenwerden ist ein Lernprozess

Das gesamte Leben ist ein kontinuierlicher Prozess des Lernens und so ist auch die Pubertät ein Lernprozess, der durch Erziehung beeinflusst wird. Zu viel Strenge, zu viele Verbote und zu viele starre Regeln behindern die Entwicklung und ebenso sind zu viele Freiheiten aus pädagogischer Sicht heraus problematisch.
Erziehung im Jugendalter sollte ein ausgewogener Kompromiss sein aus:

  • Strenge und verbindlichen Regeln
  • Freiraum und flexiblen Regeln
  • Einbezug des Jugendlichen in Entscheidungen
  • positive Erfolgserlebnisse
  • unangenehme Erfahrungen

Dann stehen Jugendlichen ausreichen Spielräume zur Verfügung, sich auszuprobieren und zu lernen, vor welche Herausforderungen das Erwachsenenleben den jungen Menschen stellt und wie man eigen- und fremdverantwortlich damit umgehen kann. Gelingt es dir, bei den Auseinandersetzungen mit deinem pubertierenden Kind gemeinsam Kompromisse und Lösungen zu vereinbaren und hält sich deine Tochter bzw. dein Sohn daran, habt ihr einen guten Weg gefunden.

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