Baby Blues

Während der Geburt habt ihr den Tag herbeigesehnt, an dem ihr euer Baby endlich in den Armen halten könnt. Jetzt ist euer Kind gerade ein paar Tage auf der Welt. Doch statt dem Babyglück macht sich der Baby Blues breit. Als ‚Heultage‘ bezeichnet, steht kurz nach der Entbindung das Weinen deiner Frau auf dem Programm. Scheinbar grundlos und ohne jeden ersichtlichen Auslöser. War eben gerade noch alles normal, laufen plötzlich die Tränen.

Weinende Frau – für jeden Mann ist das eine schwierige Situation, zumal auf Nachfrage deine Partnerin gar keine konkreten Gründe für ihren traurigen Zustand nennen kann. Um deine Frau besser zu verstehen, ihr helfen zu können und damit du den Unterschied zu schwerwiegenden Postpartalen Stimmungskrisen wie z. B. der Wochenbettdrepression oder der Wochenbettspsychose kennst, haben wir diesen Ratgeber für dich erstellt.

Was ist der Baby Blues?

Es ist der 3. Tag nach der Entbindung, an dem der Baby Blues typischerweise seinen Anfang nimmt. Die Traurigkeit hält dann meist 2 Wochen an und ebbt dann wieder ab und löst sich bei normalem Verlauf von alleine auf. Betroffene Frauen brauchen normalerweise keine Therapie und sobald sich der Baby Blues verzogen hat, kann die Mama die Freude über ihr Baby ungetrübt genießen.

Vom Baby Blues betroffen sind zwischen 60 und 80 % aller Wöchnerinnen. Für die Frau ist diese Zeit ein Wechselbad der Gefühle, da sie nun Außenreize vollkommen anders wahrnimmt und sich ihre Emotionalität intensiviert. Diese ausgeprägte Empfindsamkeit ist im Grunde nicht schlecht, weil Mütter dadurch besser die Bedürfnisse Neugeborener wahrnehmen können. Diese veränderte Gefühlswelt bleibt uns Männern verschlossen, dennoch kannst du deiner Partnerin dabei helfen, durch diese Zeit zu kommen, wenn du mehr darüber weißt.

Wodurch entsteht der Babyblues?

Sofort nach der Geburt startet der Körper deiner Frau die Rückbildung und der Milcheinschuss nimmt zu, insofern sie nicht abgestillt hat. Diese körperliche Veränderung wird durch Hormone gesteuert. Mediziner nehmen an, dass diese Hormonumstellung für den Baby Blues hauptsächlich verantwortlich ist. Die hormonell bedingten Stimmungsschwankungen kennst du ja schon aus der Schwangerschaft.

Hinzu kommen aber weitere Faktoren:

  • Deine Frau muss sich mit dem veränderten Körpergefühl abfinden, Abschied vom Babybauch nehmen und mit der neuen Situation klar kommen.
  • Als Schwangere galt alle Aufmerksamkeit ihr. Nun steht das Baby im Vordergrund.
  • Die Bauchdecke ist schlaff und wie soll man sich wohlfühlen, wenn man überall „ausläuft“? Wochenfluss, überschüssige Muttermilch.
  • Noch vor wenigen Tagen wurde das Baby im Bauch umhergetragen und deine schwangere Frau konnte sich ausruhen. Jetzt ist euer Kind auf der Welt und die Wäscheberge türmen sich, während ständig Verwandte kurz vorbeikommen, um euer Baby zu begrüßen.
  • Das Baby braucht rund um die Uhr Versorgung.
  • Die Sorge, ob das Baby wirklich gesund ist und ob die Mama es schafft, ihr Kind groß zu ziehen, kommen auch noch dabei.
  • Erschöpfung und Müdigkeit runden das stressige Programm der frisch Entbundenen ab.

Es ist also kein Wunder, wenn deine Frau zu den etwa 70 % der Frauen gehört, die mit dem Baby Blues zu kämpfen haben. Denn mit der Geburt ist es noch lange nicht geschafft.

Woran erkennt man den Baby Blues?

Einige der Anzeichen des Baby Blues hast du ja schon erfahren. Hier noch einmal die Symptome in der Übersicht:

  • scheinbar grundloses, oft spontanes Weinen
  • Beunruhigung, Nervosität & Reizbarkeit
  • Sorgen & Zukunftsängste
  • Stimmungsschwankungen
  • Gereiztheit, Müdigkeit & Probleme beim Einschlafen
  • verschlechterte Konzentration & Ungeduld

Keine Freude am Baby? Soll man die Mutter auf den Babyblues ansprechen?

Die meisten Frauen reden nicht über ihr derzeitiges Gefühlschaos, da von der frisch entbundenen Mutter positive Gefühle und Freude pur erwartet werden. Doch dies ist bei den wenigsten Mamas der Fall. Nur die wenigsten Frauen rücken mit der Sprache raus, wie es wirklich in ihnen aussieht. Dies dürfte einer gewissen Scham geschuldet sein, weil der Verstand betroffenen Müttern sagt, dass sie sich über ihr Baby freuen müssten. Eine Mutter in den ‚Heultagen‘ liebt ihr Kind und freut sich über ihr Baby, trotzdem gibt es in den ersten beiden Wochen nach der Geburt so viele Veränderungen und neue Eindrücke, die erst einmal verarbeitet und angenommen werden müssen.

Du kennst deine Partnerin am besten und kannst vielleicht abschätzen, ob du sie auf den Baby Blues ansprechen solltest oder ob du besser so tust, als würdest du nichts merken. In jedem Fall solltest du dich liebevoll und mit Fürsorge um deine Frau kümmern und für sie da sein.

Was hilft gegen den Baby Blues?

Präventiv kann nicht viel gegen die ‚Heultage‘ unternommen werden. Hilfreich ist es für deine Frau trotzdem, wenn du dir für die Geburt und die ersten beiden Wochen danach Urlaub nimmst, um bei deiner Familie zu sein und deine Partnerin zu verwöhnen und zu entlasten. Du kannst dadurch zwar den Babyblues nicht verhindern, aber vielleicht abmildern und es wird deiner Frau gut tun, zu wissen, dass du an ihrer Seite bist. Doch es gibt noch viel mehr, was du machen kannst.

Gut ernähren und wenig Stress beim Kochen

In den ersten Wochen nach der Geburt könnt ihr euch viel Stress in der Küche ersparen. Kocht Mahlzeiten in größeren Mengen, damit ihr das Essen am nächsten Tag nur aufwärmen braucht und lasst öfter mal eine Pizza liefern.

Der Körper der frischgebackenen Mama braucht jetzt richtig viel Energie. Das Stillen und die Körperumstellung zehrt. Nüsse, Energieriegel, viel frisches Obst und Gemüse und eine kräftige Suppe (Hühnerbrühe) stärken. Verwöhne deine Frau, indem du ihr einen Teller mit genussfertigem Obst und Gemüse fertig machst. Vielleicht kann deine Mutter oder die Schwiegermutter die Suppe kochen und in der Thermoskanne vorbeibringen? Die Oma könnte auf dem Weg vielleicht auch noch einen kleinen Einkauf für euch erledigen.

Haushalt auf Sparflamme erledigen

Kurz nach der Geburt muss zuhause nicht alles perfekt sein. Wenn ihr mal einen Tag nicht staubsaugt oder auf das Bügeln der Wäsche verzichtet, geht die Welt nicht unter. Dafür habt ihr Zeit gespart, in der ihr euch ausruhen könnt. Wenn deine Frau unbedingt Staub wischen will, kannst du das (ausnahmsweise) für sie übernehmen.

Versorgung des Babys aufteilen

Von der Mutter wird erwartet, dass sie ihr Baby perfekt versorgt. Dabei kannst du aktiv mit anpacken. Wechsele die Windeln, bade dein Baby, kümmere dich mit, wenn das Kleine weint und helfe deiner Partnerin beim Stillen, wenn sie es möchte.

 

Du kannst ihr das Baby auf die Couch oder ins Bett bringen, der Mama während dem Stillen Gesellschaft leisten, euer Baby zum Bäucherchen machen auf deine Schulter legen und anschließend ins Bettchen bringen. Achte aber darauf, dass dein Hilfsangebot auf deine Partnerin nicht so wirkt, als würdest du ihr nicht zutrauen, dass sie sich nicht alleine um das Baby kümmern könnte.

Abwechslung im Baby-Alltag

Kommt ein Baby zur Welt, dreht sich alles um den Nachwuchs. Neugeborene krempeln den Alltag um und brauchen auch viel Aufmerksamkeit. Abwechslung tut deiner Partnerin gut. Das kann ein guter Film sein oder ein Gesellschaftsspiel, das sie mag. Liebt deine Frau das Duschen, kannst du ihr einen tollen Duschschaum besorgen und sie ermuntern, nicht nur zum Waschen unter die Dusche zu springen, sondern sich genüsslich unter der Dusche eine halbe Stunde Zeit zu lassen – wen interessiert schon die Wasserrechnung 😉 Mach ihr eine Freude – das löst zwar den Baby Blues nicht auf, aber lenkt ab und stärkt die emotionalen Energien.

Weitere Hilfe beim Baby Blues durch die Hebamme

Der Baby Blues ist weder eine Seltenheit, noch ist er schlimm. Es gibt also keinen Grund, nicht offen damit umzugehen. Deine Frau kann sich mit einer befreundeten Mama austauschen, mit ihrer Mutter oder mit deiner Mutter. Gespräche unter Müttern sind etwas anderes, wie das Gespräch zwischen deiner Partnerin und dir.

Vermutlich habt ihr eine Hebamme. Mit der könnt ihr über das Gefühlschaos deiner Frau sprechen.  Die Hebamme erkennt wahrscheinlich ohnehin den Baby Blues und kann euch weitere Tipps geben, wie ihr diese beiden Wochen zusammen meistert. Da die Hebamme nicht nur Geburtshelferin ist, sondern auch bei der Versorgung von Mutter und Kind nach der Entbindung zur Hand geht, ist sie eine Entlastung für deine Frau. Außerdem kann die Hebamme sehr gut unterscheiden, ob es sich tatsächlich um den Baby Blues handelt oder deine Frau eine Wochenbettdrepression hat.

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